Adonis vernalis. Teufelsauge. Ranunculaceae.
Name: Adónis vernális L. (= A. helleborus Crantz, = Apennina Jacq.). Frühlings-Adonisröschen. Französisch: Adonide de Printemps, Grand oeil de bœuf; englisch: Pheasant's eye; italienisch: Adonide; polnisch: Mitek wiosenny; russisch: Goricwiét; tschechisch: Hlaváček jarné; ungarisch: Tavaszi hérics.
Namensursprung: Nach dem römischen Mythus (Ovids Metamorphosen) verwandelte Venus ihren Liebling Adonis, der durch einen vom eifersüchtigen Mars gesandten Eber getötet wurde, in die blutrote Blume "Adonis"; vernalis = im Frühjahr blühend.
Botanisches: Das ausdauernde Pflänzchen wird 10-30 cm hoch. Der kräftige, schwarzbraune Wurzelstock treibt fertile und sterile Sprosse. Der kahle, einfache Stengel ist aufrecht, unten beschuppt, mit Längsriefen. Sämtliche Laubblätter stengelständig, fast sitzend, zwei- bis vierfach gefiedert, mit schmalen linealen Zipfeln, gedrängt stehend, kahl oder zerstreut behaart. Die Blüten einzeln, endständig, aufrecht, 3-7 cm im Durchmesser, gelbe Kelchblätter, breit-eiförmig, weichhaarig, den Kronenblättern angedrückt. Kronenblätter zehn bis zwanzig, schmal-keilförmig, 20-40 mm lang, hellgelb. Früchte dicht gedrängt, mit seitlichem, hakenförmigem Schnabel. Blütezeit: April/Mai. Die Pflanze liebt Kalk und Gips. Sie kommt vor auf sonnigen, dürren Hügeln, felsigen Stellen, Felsköpfen, buschigen Abhängen, auf Heidewiesen, in Kiefernwäldern der Ebene. Das allgemeine Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf das südöstliche und mittlere Europa. Die gelben Blüten breiten sich im Sonnenschein, der Sonne sich zuwendend, zu einer weithin sichtbaren Scheibe aus. Die Pflanze ist ein Ameisenwanderer. Adonis vernalis steht in Deutschland vollkommen (ober- und unterirdische Teile) unter Naturschutz.
Geschichtliches und Allgemeines:
H. Bock entdeckte die Pflanze bei Ingelheim auf Heideplätzen, wo sie auch heute noch zu finden ist, und glaubte in ihr den wahren Helleborus des Hippokrates gefunden zu haben. Er ließ sie auch unter diesem Namen abbilden, jedoch wurde der Irrtum bald erkannt, und schon Matthiolus führt den Frühlings-Adonis als Pseudohelleborus auf. Parkinson berichtet, daß zu seiner Zeit die Samen der Pflanze gegen Kolik und Steinleiden verwandt wurden. In Rumänien wird die Wurzel bei ähnlichen Krankheiten der Pferde verwandt.
Als herzstärkendes Mittel kam Adonis vernalis erst Ende des 19. Jahrhunderts durch Bubnow in Gebrauch.
Wirkung
Übersicht aus der therapeutischen Literatur:
Während Bock (Bock, Kreutterbuch, 1565, S. 150.) der "falschen schwarzen Nieswurz", unter welcher Bezeichnung Adonis vernalis damals bekannt war, purgierende Eigenschaft zuschreibt, läßt sie
Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 420.) nur äußerlich zur Erweichung von malignen Geschwülsten gebrauchen.
Wohl infolge ihrer dauernden Verwechslung mit der Schwarzen Nieswurz, Helleborus niger, ist über ihre Anwendung in den Werken der älteren medizinischen Schriftsteller, wie v. Haller, Hecker u. a., nichts Charakteristisches zu finden.
Schulz (Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 109.) sind als Anwendungen in der Volksmedizin Harnbeschwerden und Lithiasis bekannt.
In der russischen Volksmedizin galt nach W. Demitsch (W. Demitsch, in Histor. Studien des pharm. Inst. d. Univ. Dorpat, herausgegeb. v. R. Kobert, Bd. I, S. 153.) Adonis vernalis als ein sicheres, antihydropisches Mittel, das auch bei Krämpfen und Fieber gebraucht wurde, wie aus dem nachstehenden, der Arbeit von Demitsch entnommenen Abschnitt zu ersehen ist:
"Pallas (Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reichs, St. Petersburg 1773-1776, T. I, S. 72) erwähnt, daß die erste Pflanze, das Frühlingsweidenröschen, von den Mokschanen gegen hysterische Krämpfe gebraucht wurde. Von Falk (Beiträge zur topographischen Kenntnis des russischen Reichs. St. Petersburg 1785-1786, Bd. II, S. 202) wird die getrocknete pulverisierte Wurzel der Adonis vernalis als ein Purgiermittel der Landleute angeführt. Wenn Kraut, Blumen und Wurzel, sagt er ferner, frisch zerquetscht auf die gesunde Haut gebunden wird, so entsteht Entzündung mit Blasen. Nach Krebel (Volksmedizin und Volksmittel verschiedener Völkerstämme Rußlands. Skizzen. Leipzig und Heidelberg 1858) wird ein Pulver davon bei Durchfällen eingenommen. In Sibirien dient es als Abortivum. In den Steppengouvernements Rußlands wird das getrocknete Kraut von Adonis vernalis als Tee bei Wassersucht getrunken (W. Deriker, Zusammenstellung von Volksheilmitteln, die von Zauberern in Rußland gebraucht werden. St. Petersburg 1866. S. 35). Im Gouvernement Twer ist die Pflanze ein Volksmittel gegen Kinderkrämpfe (T. Werschbizki, Kiewsche Gouvernements-Zeitung 1867). Im Gouvernement Perm ist sie ein sehr gebräuchliches Mittel: eine ziemlich starke Abkochung oder eine Tinktur von der blütentragenden Pflanze und den Früchten wird hier bei Fieber, Wassersucht und Menstruationsanomalien getrunken. Auch wird das Mittel vom Volke mit anderen dunklen Indikationen angewandt (P. Krilow, Arbeiten der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Kasan. Bd. V, Heft II, S. 45 bis 46, Kasan 1876). Nach Annenkow wird ein starker Tee von Adonis vernalis bei Wassersucht und Kinderkrämpfen eingegeben. Ferner wird die Pflanze in der Volksmedizin bei Krämpfen, Husten, Koliken, verschiedenen Schmerzen usw. gebraucht (N. Annenkow, Botanisches Lexikon. St. Petersburg 1871, S. 10). In Kleinrußland bedient man sich der Blätter und Stengel derselben zu Bädern für Wassersüchtige und Ikterische; der frische Saft wird vor dem Paroxysmus bei Fieber getrunken (Gornitzki, Bemerkungen über einige wildwachsende und angebaute Pflanzen der Ukraine-Flora, die als Volksheilmittel im Gebrauche sind. Charkow 1887, S. 3)."
Durch den Volksgebrauch auf das Mittel aufmerksam gemacht, wandte es Noß (Noß, Moskauer Medic. Ztg. 1860, Nr. 11, S. 85-90.) mit gutem Erfolg bei Hydrops an.
Auch Bubnow (Bubnow, Dissertat. Petersburg 1880, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 1883, Bd. 33, S. 262.) gebrauchte es mehrfach bei verschiedenen hydropischen Erkrankungen und kam zu der Überzeugung, daß dasselbe nur in den Fällen Hilfe leistet, wo die Wassersucht durch eine Kompensationsstörung der Herztätigkeit bedingt ist. Er stellte als erster fest, daß das Adoniskraut zwar die volle Digitaliswirkung besitze, aber keine kumulativen Nebenerscheinungen zeitige und auch bei längerem Gebrauch nicht in seiner therapeutischen Wirksamkeit geschwächt werde.
Deshalb verordnete es Mutterer (Mutterer, Therap. d. Gegenw. 1904, Nr. 10, S. 476.) überall da, wo die Anwendung eines Herzmittels für einen längeren Zeitraum nötig und Digitalis kontraindiziert war.
Das in Adonis enthaltene Adonidin wurde von Desplats (Desplats, zit. b. Durand, Bull. gén. de thérap. 1886, Nr. 25-27, S. 63.) und Huchard (Huchard, Union médic. 1886, S. 35, 49.) bei Inkompensation und Herzschwäche in Fällen erfolgreich angewandt, bei denen Digitalis und Convallaria wirkungslos waren, namentlich zur Erhöhung des Blutdrucks, zur Beseitigung von Arhythmien, Palpitationen und Ödemen und zur Steigerung der Diurese.
Stern (Stern, Mercks Archiv 1900, S. 170.) hält Adonidin bei heftiger Degeneration des Herzmuskels, Hypertrophie und atheromatösen Zuständen für dem Digitalin überlegen.
Ein gereinigtes Extrakt von Adonis vernalis, das Adonigen, wurde von v. Noorden (v. Noorden, M. m. W. 1930, Nr. 13, S. 537.) als Ersatz des Adonisinfuses bei Herzneurosen, Herzschwäche als Grippefolge und senilem Versagen des Herzmuskels als Kardiakum, Nervinum und mildes Diuretikum empfohlen.
Nach Richtzenhain sind Adonispräparate auch bei Chorea infantum und genuiner Epilepsie angezeigt (Richtzenhain, Med. Welt 1934, Nr. 27, S. 950.).
Bei Anfällen starker Herzbeschleunigung soll Adonis oft schlagartig bremsend wirken. Es kann nach Januschke (Januschke, D. m. W. 1934, Nr. 25.) die Bromwirkung bei Epileptikern und die Kodeinwirkung bei Keuchhusten verstärken. Auch bei funktionellen Neurosen (Krampfanfällen der Säuglinge) zeigten sich gute Erfolge.
Neben organischen Herzfehlern mit Stauungserscheinungen gibt Marfori (Marfori-Bachem, Lehrb. d. klin. Pharm., S. 498.) auch Pleuritis und Aszites infolge Leberkrankheiten als Indikation für Herba Adonidis an.
In der Homöopathie (Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 84.) wird es bei allgemeiner Fettsucht, besonders Fettherz, und gelegentlich bei Basedow angewendet.
Inhaltsstoffe und Pharmakologisches:
Das in der älteren Literatur als wirksamster Bestandteil der Droge angegebene Adonidin (in der Wurzel 2%) ist wahrscheinlich ein Gemenge aus dem neutralen und dem sauren Glykosid, der Adoninsäure. Mercier und Hoffmann-LaRoche isolierten zwei nicht hämolysierende Glykoside aus Adonis: das Glykosid I, ein amorphes, wasserlösliches, schwach gelbliches Pulver, und das Glykosid II, ein ebenfalls amorphes, leicht gelbliches, aber in Wasser unlösliches, dagegen in Alkohol, Chloroform und Essigester leicht lösliches Pulver. Die Zuckerkomponente des Glykosids II soll der Digitoxose nahestehen (Weese, Digitalis, 1936, S. 63.). Weiter enthält Adonis u. a. 4% Zuckeralkohol Adonit, die - neuerdings auch bestrittene - Aconitsäure, Cholin und Harz (Wehmer, Pflanzenstoffe, S. 323.).
Die Adonisglykoside zeigen die charakteristischen Wirkungen der digitalisartigen Glykoside (Fromherz, M. m. W. 1928, Nr. 19, S. 818.), sie zählen zu den sogenannten Digitalisglykosiden 2. Ordnung und kumulieren nur wenig. So zeigten an Katzen durchgeführte Versuche, daß nach Injektionen von 60% der Dosis letalis minima vom Adonisglykosid I nach 48 Stunden nur noch 9%, vom Adonisglykosid II noch 15,7% der Dosis letalis minima nachweisbar waren. Nach fünfmal 24 Stunden konnte überhaupt kein Glykosid gefunden werden. Einzelheiten über Digitalisglykoside siehe im Kapitel Digitalis purpurea.
Hatcher und Haag (Hatcher u. Haag, J. of Pharmacol. 1933, Bd. 47, S. 217.) fanden, daß Adonis außer der fehlenden Kumulation Digitalis gegenüber keine Vorteile besitze, aber klinisch als Digitalisersatz Verwendung finden könne.
Allerdings scheint Adonis durch starke Erregung der glatten Muskulatur auf den Verdauungskanal stärker reizend zu wirken als Digitalis (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 506.).
Nach Huchard und Hare (Huchard u. Hare, Therap. Gaz. 1886.) erhöht Adonis die arterielle Spannung, während es nach Lemoine (Lemoine, Bull. de la Soc. méd. des hôp. de Paris 1912.) nur durch Beschleunigung der Zirkulation wirkt.
Die Adonisglykoside erzeugen eine periphere Gefäßverengerung und dadurch - in toxischen Dosen - Blutdruckerhöhung (Bock, Fortschr. d. Med. 1923, S. 45.).
Therapeutisch wertvoll ist die kräftige diuretische Wirkung (Vgl. 15); Lürmann u. Lauer, Klin. W. 1931, Nr. 22, u. 1932, Nr. 7.), die außer durch den indirekten Weg über das Herz und das Gefäßsystem auch direkt durch Reizung des Nierenparenchyms erzeugt wird (Ribière, Thèse d\'Alger, 1930.). Wahrscheinlich wird sie durch andere Stoffe als durch Adonidin verursacht (Vgl. 12).), so daß sich auch hier wieder die Verordnung der ganzen Pflanze an Stelle der Einzelsubstanz empfiehlt (Verf.). Die Ausscheidung von Harnstoff und Chloriden wird durch Adonis ebenfalls gefördert (Vgl. 12).).
Das alkohollösliche Adonisglykosid besitzt außer der diuretischen auch sedative Wirkung, die wohl als Ursache der von Bechterew (Bechterew u. Pewsner, M. m. W. 1925, S. 1106.) beschriebenen antiepileptischen Heilkraft der Adonis anzusprechen ist (Vgl. 7).).
Die Adonidinsäure hat hämolytische Eigenschaften (Fuckelmann, Dissert. Rostock 1911.).
Die nach größeren Adonidingaben auftretenden Vergiftungserscheinungen äußern sich durch Erbrechen, Diarrhöe (nach Tagesgaben von 0,03 mg) (Vgl. 7).), Magenbeschwerden und nervösen Störungen (Oliveri, Lancet 1888, S. 24; Jansen u. Koopmann, Med. Klin. 1928, S. 627.).
Durand (Durand, vgl. 6).) beobachtete scharfen Geschmack und einen Zustand der Übelkeit, der noch 12 Stunden nach dem Erbrechen anhielt. Bei Hunden traten Unruhe, Salivation, Vomitus, Erregung mit nachfolgender Lähmung und schließlich Exitus im Koma ein. Nach intravenöser Injektion war der Puls zunächst verlangsamt und der Blutdruck leicht erhöht, dann trat Tachykardie auf (Jung u. Fontenaille, Cpt. rend. des séances de la Soc. de Biol. 1928, Bd. 98, Nr. 15, S. 1338.).
Bei Krankheiten der Aorta, Arteriosklerose und in der ersten Periode der interstitiellen Nephritis ist Adonidin infolge seiner die Gefäßspannung erhöhenden Wirkung kontraindiziert (Seifert, Nebenwirkungen moderner Arzneimittel, S. 122, Würzburg 1915.).
Redonnet (Redonnet, Archivos Cardiol. 1930, Bd. 11, S. 353.) fand, daß Adonidin Merck und Adoverne Roche per os gegeben nur schwach toxisch wirkten, während ihre Toxizität bei intravenöser Injektion um das 40fache stieg. Er warnt davor, Kranken im Anschluß an Digitalismedikation Adonispräparate, namentlich intravenös, zu verabreichen.
Über die einzelnen Stadien der Adoniswirkung auf das Herz berichtet eingehend eine Dissertation von Erelman (Erelman, Dissert. Groningen 1933.); über die Wirkungsdifferenzen von Adonisdrogen aus verschiedenen Erntejahren gibt Mochnačeva (Mochnačeva, Fiziol, Z. 1933, Bd. 16, S. 547.) eine Übersicht.
Adonisblätter sind durchschnittlich weniger wirksam als Digitalisblätter, auch unterliegt ihre Wirksamkeit auffallenden Schwankungen, so daß 1 g Blätterpulver zwischen 300 und 1200 Froschdosen enthalten kann. Diese Wirksamkeitsschwankungen scheinen nach Weese (Vgl. 13.) auf dem raschen enzymatischen Abbau der Glykoside beim Trocknen zu beruhen. In der mit besonder Vorsicht hergestellten "Teep"-Zubereitung fand ich bis 3900 FD. pro g Trockensubstanz, in der homöopathischen Tinktur 500 FD. pro 1 ccm.
Während Brot (Brot, Rev. méd. Suisse rom. 1923, Jahrg. 43, Nr. 6, S. 350/56.) eine aus alten Blättern bereitete Tinktur unverändert haltbar fand, stellten Hatcher und Haag (Vgl. 16.) fest, daß die Adonistinktur in 9 Monaten bereits 35% ihrer Wirksamkeit verliert. Ich fand bei wäßrigen Lösungen, die im Kühlschrank aufbewahrt wurden, dennoch eine Wirkungsabnahme von ca. 20% in 2 Monaten.
Nach Jaretzky (Jaretzky, Arch. Pharmaz. Ber. dtsch. pharm. Ges. 1935, Nr. 273, S. 334-48 (C. Z. 1935).) sind die herzwirksamen Adonisglykoside ungleichmäßig über die Organe von Adonis vernalis verteilt, hauptsächlich liegen sie in den Stengeln und Blättern vor.
Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):
Italien: Als Diuretikum und Kardiakum, bei chronischer Nephritis.
Polen: Bei Hydrops.
Ungarn: Bei Nierenschmerzen und Nierensteinen.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Die Indikationen der Adonis entsprechen denen der anderen Mittel mit Digitalisglykosiden. Adonis kommt namentlich dann in Frage, wenn man die kumulative Wirkung nicht braucht oder wenn Digitalis schlecht vertragen wird. Hervorzuheben ist besonders die kräftige diuretische Wirkung. Man sieht gute Erfolge bei kardialem Hydrops, Stauungserscheinungen und Aszites. Die schwache sedative Wirkung kommt verschiedentlich bei Verordnungen zum Ausdruck, so in der Anwendung bei Krämpfen, Keuchhusten und verschiedenen Schmerzen.
Friedländer, Berlin, verordnet es allgemein bei Thyreotoxikosen, und Schmidt, Berlin, lobt es bei Herzbeschwerden korpulenter Personen infolge von Überanstrengung. Dagegen setzte es Janke bei Basedow mit Herzbeschwerden und Rückenschmerzen dreimal vergeblich ein.
Bewährt hat sich Adonis weiter bei Hyper- und Hypotonie und Arhythmie des Pulses. E. Bastian sah günstige Resultate bei Herzklopfen, Schwindelanfällen und Angina pectoris, während Schattauer bei Herzneurosen nicht immer positive Ergebnisse feststellen konnte.
Nur vereinzelte Mitteilungen beziehen sich auf die extrakardialen Wirkungen. Hier werden allgemeine Adipositas, Leberleiden (Schwellung, Ikterus, beginnende Leberzirrhose), Obstipation und übermäßige Salivation genannt. Außerdem erzielte Feldmann mit Adonis Erfolge bei Pollutionen, bei Anschwellungen der Prostata, sowie bei Augenflimmern nach Pollutionen und Onanie. Er gab es hier im Wechsel mit Platina.
Weiter wurde mir mitgeteilt, daß Adonis eine sehr lange anhaltende Wirkung habe, die nach 6-8 Wochen noch erkennbar sei.
Als Wechselmittel werden u. a. bevorzugt: Convallaria majalis, Crataegus oxyacantha, Colchicum autumnale und Strophanthus.
Angewandter Pflanzenteil:
Bock, Matthiolus und Geiger kennen nur den Gebrauch der Wurzel.
Die Verwendung des getrockneten Krautes wird angegeben bei Buchheister und Ottersbach, Zörnig, Wehmer, Peyer und Wasicky, und zwar soll die Pflanze während der Blütezeit gesammelt werden.
Schulz erwähnt einen Aufguß der Blüte. Sonst ist man sich in der neueren Literatur darüber einig, daß das blühende Kraut zu verwenden ist.
Peyer ist der Meinung, daß die wirksamen Stoffe durch das Trocknen teilweise ihre Wirkung verlieren.
Nach Geßner findet sich das Adonidin im Kraut, insbesondere aber in der Wurzel.
Das "Teep" wird aus der frischen, blühenden Pflanze mit Wurzel bereitet. Die Urtinktur nach dem HAB. hat die frische, blühende Pflanze ohne Wurzel zum Ausgangsstoff.
Herba Adonidis ist offizinell in Österreich, Schweiz, Holland, Spanien, Italien, Rußland, Venezuela und Mexiko.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
In der Homöopathie:
Maximaldosis:
Rezepte:
Bei Herzmuskeldegeneration und Herzinsuffizienz:
- Rp.:
Bei Herzschwäche (nach Kroeber):
- Rp.:
Bei postinfektiöser Herzschwäche und klimakterischen Herzbeschwerden (nach Meyer):
- Rp.:
Bei Arteriosklerose (nach Sell):
- Rp.:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.