Chenopodium ambrosioides. Wohlriechender Gänsefuß. Chenopodiaceae.

Botanical name: 

Photo 133. Wohlriechender Gänsefuss. Karte 093. Chenopodium ambrosioides. Related entry: Chenopodium anthelminticum

Name: Chenopódium ambrosioídes L. (Blitum ambrosioides G. Beck, Atriplex ambrosioides Crantz.) Wohlriechender Gänsefuß, Mexikanisches Traubenkraut, Mexikanischer oder Jesuitentee. Französisch: Chénopode fausse ambroisie Paico, Thé du Mexique; englisch: Mexican Tea; dänisch: Vellingtende Gaasefod; italienisch: Chenopodio; norwegisch: Melde; polnisch: Komosa meksykanska; russisch: Duszystaja lebieda; tschechisch: Merlík vonny; ungarisch: Mirhafü.

Namensursprung: Chenopodium ist eine Zusammensetzung aus dem griechischen χ_ν (chen) = Gans und πο_ς genit. ποδ_ς (pus, podós) = Fuß und weist auf die Form der Blätter hin; ambrosioides in bezug auf den angenehmen, aromatischen Geruch der Blätter.

Botanisches: Das einjährige Kraut, das 30-60 cm hoch wird, ist drüsig behaart. Der aufrechte oberwärts gefurchte Stengel ist reichlich ästig und hat aufrechte, oft rutenförmige Zweige. Die hellgrünen, lanzettlichen Blätter sind entfernt gezähnt oder fast ganzrandig und unterseits drüsig behaart. Die Blüten stehen in entfernten Knäueln, zu Ährenförmigen, beblätterten Blütenschweifen angeordnet. Die Blütenhülle ist vier- bis fünfteilig, die Blüten sind zwittrig oder weiblich. Der kreisförmige Fruchtknoten trägt oben hakige, herabgeschlagene Drüsenhaare. Heimat: Tropisches Amerika. In allen Kulturländern verwildert.

Geschichtliches und Allgemeines:

Das Kraut von Chenopodium ambrosioides, das schon im 17. Jahrhundert durch Jesuiten nach Deutschland gebracht worden sein soll, bildet eines der ältesten Teesurrogate. Es wurde auch in Pulverform als Arzneimittel verordnet, ferner gab es eine Tinctura Botryos mexicanae. In Österreich wird es noch heute als belebendes, magenstärkendes Mittel, als Stimulans, Emmenagogum, Vermifugum, Abortivum usw. verwendet. In Niederösterreich in Waidhofen a. d. Th. wird es auch zu Heilzwecken kultiviert. Es muß in der Blütezeit mit den Blütenähren gesammelt werden.

Wirkung

In ihrer mexikanischen und brasilianischen Heimat wird die Pflanze unter dem Namen "Jesuitentee" als Vermifugum, Stimulans, Antiasthmatikum, Emmenagogum und Abortivum gebraucht (Dragendorff, Die Heilpfl. d. versch. Völker u. Zeiten, S. 195.).

Hecker (Hecker, Pract. Arzneimittell., 1814, Bd. 2, S. 98.) schildert sie als "allgemeines kräftiges Reizmittel", das besonders die Sekretionen der Haut, der Nieren und der Lungen befördere und als Brust- und Wurmmittel gebraucht werde. Der von ihm zitierte Plenk verordnete es "mit vielem Erfolg" gegen Chorea minor, Rudolph und Lentin bei Lähmungen willkürlicher Muskeln.

Als "vorzügliches Hilfsmittel" schätzte Hufeland (Hufeland, Journ. Bd. 14, II., S. 201.) das Kraut bei Nervenschwäche, Lähmungen infolge Apoplexie, bei Krämpfen, namentlich Angina pectoris und asthmatischen Beschwerden.

Früchte und Kraut enthalten ätherisches Öl mit Ascaridol (Wehmer, Die Pflanzenstoffe, S. 283.), alle Organe der Pflanze Saponin, am meisten die Wurzel (etwa 2,5%) (Greifinger, Wiadomósci farmac., 61, 275-77, 289-91, 1934 (C. C. 1935).). Hinsichtlich des Gehaltes an Öl und Ascaridol sollen Kraut und Früchte mit Chenopodium anthelminticum L. gleichwertig sein (Dafert u. Capsius, Pharm. Presse 1933, 38, 69 (C. C. 1933).).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Chenopodium ambrosioides wird bei Lähmungen (auch bei Zungenlähmung), insbesondere nach Apoplexie, bei Nervenleiden und spastischen Zuständen wie Chorea und Angina pectoris indiziert und wird auch bei Neurasthenie verordnet.

Seltener wird es als sekretionsförderndes Mittel bei Leber- und Nierenleiden, Blasenkatarrh und anderen katarrhalischen Erkrankungen der Schleimhäute angewandt.

Schließlich wird es auch gegen Würmer gebraucht.

Angewandter Pflanzenteil:

Als Arzneimittel wird immer das Kraut bzw. das Kraut mit den Blüten genannt (Hecker, Hufeland, Geiger, Dragendorff, Zörnig u. a.).

Das "Teep" wird aus dem frischen blühenden Kraute hergestellt. Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Frisches, blühendes Kraut (§ 3).

Herba Chenopodii ambrosioidis ist offizinell in Österreich, Rumänien, Mexiko, und wird im Ergänzungsbuch zum DAB. VI aufgeführt.

Dosierung:

Übliche Dosis:
1,25-3,75 g des Pulvers (Hecker).
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Chenopodii ambrosioidis.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei rheumatischen und katarrhalischen Beschwerden und Lähmungen (nach E. Becker):

Rp.:
Hb. Chenopodii ambr. (= Kraut vom Wohlriechenden Gänsefuß)
Sem. Foenugraeci . . . aa 15 (= Bockshornkleesamen)
D.s.: 1 Teelöffel auf 1 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa -.56 RM.

Bei Cystitis (nach Kroeber):

Rp.:
Fol. Uvae ursi (= Bärentraubenblätter)
Hb. Herniariae serrat. (= Bruchkraut)
Fol. Barosmae serrat. (= Buccoblätter)
Hb. Chenopodii ambr. . . . aa 25 (= Kraut vom Wohlriechenden Gänsefuß)
C.m.f. species.
D.s.: 1 Teelöffel auf 1 Tasse Wasser abkochen. Früh und abends 1 Tasse warm trinken.
Zubereitungsvorschlag des Verfassers: 2 Teelöffel auf 1 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.17 RM.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.