11. Adonis vernalis.

Vol. 01. Bild 11. Adonis vernalis. Vol. 01. Bild 11. Adonis vernalis 2. Wenn Adonis vernalis und A. apennina wirklich als Arten verschieden sind: so reichen die Charaktere, die man von der Zahl der Kronenblätter hergenommen hat, nicht zu, sie beyde von einander zu unterscheiden. Erstere findet sich auch zwischen Schönebeck und Magdeburg nahe an Beildorf auf einem Hügel, wo ich Gelegenheit hatte, sie genau zu beobachten, und wobey ich fand, dass man, um beyde unterscheiden zu können, auf den Stengel derselben Rücksicht nehmen müsse, der nämlich bey der Adonis vernalis stets etwas haarig ist, da er hingegen bey der Adonis apennina mit mehlichten, durchschneidenden Punkten bezeichnet seyn soll.

Die Wurzel der Adonis vernalis, die von Hamburg und Frankfurt am Mayn unter dem Nahmen der schwarzen Christwurz verschickt werden soll, hat die grösste Ähnlichkeit mit der des Helleborus viridis. Ihre Farbe ist äusserlich im frischen Zustande schwarzbraun, trocken hingegen schwarz. Ihr Geruch hat nichts auffallendest und im Geschmacke kommt sie ganz mit der des Helleborus viridis überein, so wie auch der Wurzelstock und die Wurzelfasern, in Rücksicht ihrer äussern Gestalt, nichts auszeichnendes an sich tragen, wodurch sie von dieser unterschieden werden könnten. Selbst die Figuren, welche in den Durchschnitten der Wurzelfasern sich zeigen, sind zuweilen ganz dieselben, nur wird man seltner einen fünfstrahligen Stern gewahr. Gewöhnlich aber bemerkt man, dass diese Figuren sich dadurch von jenen unterscheiden, dass sowohl das Dreyeck (F. 1. 2.), als auch das Kreuz (F. 3. 4.), sie mögen schmal oder breit seyn, mit abgestutzten Ecken oder Spitzen erscheinen. Nicht selten findet man — besonders bey den dünnern Wurzelfasern — die Figur des Durchschnitts von der Art, dass sie mit einigen von denen des Helleborus niger (T. 7. F. 1. und 2.) Ähnlichkeit hat. Auch nehmen zuweilen die durchlaufenden Gefässe eine solche Lage an, dass das Dreyeck oder Kreuz, was hier, mit durchfallendem Lichte betrachtet, in einem durchsichtigen Felde undurchsichtig erscheint, gerade umgekehrt, nämlich in einem undurchsichtigen Felde durchsichtig bemerkbar wird. Die Unbeständigkeit, welche diese Wurzel, in Hinsicht der Figur der Durchschnitte ihrer Wurzelfasern zeigt, kann zugleich mit als Kennzeichen angesehen werden, wodurch sie sich von der des Helleborus viridis unterscheidet.

Uebrigens sollen, nach neuern Beobachtungen — wie Herr Schkuhr in seinem Handbuche bemerkt, — die Wurzeln der Adonis vernalis und des Helleborus niger und viridis fast gleiche Arzneykräfte besitzen.


Polyandria Polygynia.
Adonis.

Der Kelch 5-blättrig. Kronenblätter 6 und mehrere ohne Honiggefässe. Sehr viele Hautfrüchte, in einem Kopfe beysammen stehend.

Adonis vernalis mit zwölf- bis sechszehnblättriger Blumenkrone, eyförmiger Frucht und etwas haarigem Stengel. (Adonis flore dodeca- ad hexdecapetalo, fructu ovato, caule pilosiusculo.)

Adonis (vernalis) flore dodecapetalo, fructu ovato. Linn. Spec. plant. ed. Willd. T. II. p. 1304. Roth. Flor. germ. T. I. p. 242. T. II. V. I. p. 624. Hoffm. Deutschl. Flor. P. I. p. 193.

Adonis (Helleborus) perennis, petalis plus octo. Crantz Stirp. Aust. p. no.

Helleborus niger tenuifolius, buphthalmi flore. C. Bauh. pin. p. 186.

Frühlings-Adonis, Bergadonisröslein, fenchelblättrige Nieswurz, falsche Nieswurz, Böhmische Christwurz.

Wächst in Schlesien, Österreich, Böhmen, Krain, Sachsen, Preussen, in der Pfalz und bey Erfurt, Helmstädt und Regensburg auf sonnigen Hügeln.

Blühet im April und May. ♃.

Die Wurzel wurzelstockig, vielköpfig: der Wurzelstock schief, verworren und kurz, mit kurzen aufsteigenden Ästen; die Wurzelfasern sehr einfach, senkrecht, den Wurzelstock fast gänzlich bedeckend.

Der Stengel. Mehrere aus einer Wurzel, aufrecht, einfach oder mit einem oder dem andern Aste begabt, etwas haarig, grösstentheils einblumig, an der Basis mit länglichen, scheibenförmigen Schuppen bekleidet, zur Zeit des Blühens ungefähr sechs Zoll hoch, im fruchttragenden Zustande aber zwölf bis achtzehn Zoll.

Die Blätter zerstreut, an der Basis häutig, den Stengel halb umfassend und einscheidend: die untern handförmig vielspaltig; die obern fiederartig-vielspaltig: die Einschnitte linienförmig, langspitzig.

Die Blumen einzeln an der Spitze des Stengels, übergebogen, von ansehnlicher Grösse.

Der Kelch. Eine fünfblättrige, bleibende Blüthendecke mit rundlich-länglichen, vertieften, gestreiften, etwas zottigen, aus dem Grünen ins Purpurfarbene übergehenden Blättchen.

Die Blumenkrone. Zwölf- bis sechszehnblättrig, ausgebreitet: die Kronenblätter länglich, flach, gestreift, an der Spitze gezähnt, gelb und glänzend.

Die Staubgefässe. Die Staubfäden vielzählig, fadenförmig. Die Staubbeutel länglich, zweyfächrig.

Der Stempel. Die Fruchtknoten vielzählig in einem Kopfe beysammen stehend. Die Griffel sehr kurz und bleibend. Die Narben spitzig und zurückgezogen.

Die Fruchthülle. Sehr viele schlaffe, fast kugelrunde, mit dem bleibenden gekrümmten Griffel gekrönte Hautfrüchte, in einem eyförmigen Kopfe beysammen stehend.

Die Samen einzeln, fast kugelrund.

Der Befruchtungsboden blumentragend länglich-eyförmig; fruchttragend fast pfriemförmig.

Erklärung der Kupfertafel.

Das Gewächs in natürlicher Grösse.
Fig. 1, 2, 3, 4. Durchschnitte von Wurzelfasern, mit auffallendem Lichte betrachtet und vergrössert.
5. Ein Blatt vom untern Theile des Stengels, und
6. eins vom obern Theile desselben, in natürlicher Grösse.
7. Eine Blume, von welcher die Kelch- und Kronenblätter weggenommen sind, in natürlicher Grösse und vertical durchschnitten, so, dass man den Längendurchschnitt des Befruchtungsbodens und die auf diesem sich befindenden Staubgefäße und Stempel bemerken kann.
8. Ein Staubgefäß vergrössert.
9. Ein Stempel vergrössert.
10. Die reife Frucht in natürlicher Grösse.
11. Der Befruchtungsboden im fruchttragenden Zustande mit einigen noch auf ihm sitzenden Hautfrüchten, in natürlicher Grösse.
12. Eine Hautfrucht vergrössert, und
13. mit dem in ihr liegenden Samen der Länge und
14. der Queere nach durchschnitten.


Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Erster Band. Gottlob Friedrich Hayne, 1805.