04. Chrysanthemum inodorum.
Die Richtung des Stengels, so wie auch die Gestalt des Befruchtungsbodens und des am Samen sich befindenden Randes sind bei dieser Pflanze mancherley Abänderung unterworfen; und daher kommt es auch wahrscheinlich, dass sie in mehreren Gegenden zugleich für die Matricaria maritima gehalten worden ist.
[Selbst Linné, der diese Pflanze zwar gleich anfangs (Westgöta resa p. 148.) von der Matricaria maritima (oder dem Chamaemelum maritimum perenue humilius, foliis brevioribus crassis obscure virentibus. Raj. syn. 3. p. 186. t. 7. J. 1.) unterschied, war in Hinsicht der Gattung, zu der er sie rechnen sollte, schwankend, indem er sie erst (a. a. O. und Flor. suec. 2. n. 765.) für eine Matricaria hielt, nachdem aber (Spec. plant. ed. 2. T. II. p. 1253.) zur Gattung Chrysanthemum brachte. Der Herr D. Smith bringt sie in seiner Flora britannica mit der Matricaria maritima zu seiner von Gärtner entlehnten Gattung Pyrethrum, und nennt sie P. inodorum, letztere aber P. maritimum. Sein P. inodorum ist einjährig, sein P. maritimum hingegen ausdauernd; und hiermit stimmt auch das, was Linné, Rajus und Retzius (Obs. bot. fasc. 2. p. 25.) darüber sagen, vollkommen überein, so wie auch die verschiedene Dauer den sichersten Beweis für die Verschiedenheit dieser Gewächse selbst giebt. Ganz anders aber verhält es sich in dieser Rücksicht mit der in Deutschland beobachteten Matricaria maritima. Nach dem Hm. D. Roth (Fl. germ. T. I. p. 356.) ist dieselbe einjährig; und Weigel giebt sie (Hort. gryph. p. 33.) als eine in Pommern einheimische Pflanze nicht nur einjährig an, sondern macht auch bey Chrysanthemum inodorum ein Fragezeichen. Mattuschka führt sie (Flor silens. ed. lat. p. 217.) ebenfalls als einjährig auf, und hat noch dazu aus Linné 's westgothländischen Reise die ganze Beschreibung von dessen Chamaemelum maritimum (Chrysanth. inodor.) wörtlich abgeschrieben. Wiggers hat sie (Prim. Flor. hols. n. 661.) nur dem Nahmen nach angeführt, und das so häufig im Holsteinschen wachsende Chrysanthemum inodorum hat er gar nicht. Timm hat (Flor. megap. p. 164) bloss die Linné'sche Diagnose und den Standort: ad littora maris baltici, der aber nichts für die Aechtheit des Gewächses beweist; denn hier bey Schönebeck befindet sich auch das Chrysanthemum inodorum in Gesellschaft mit andern Seestrandgewächsen auf salzigem Boden. Verbindet man nun noch hiermit die Beobachtungen des Herrn Schkuhr's, der mehrere Exemplare von jener Pflanze aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, und selbst solche, die am Seestrande gewachsen waren, zu untersuchen Gelegenheit hatte, und sie alle mit dem Chrysanthemum inodorum übereinstimmend fand; so wird es sehr einleuchtend, dass die Matricaria maritima der deutschen Floristen nichts weiter, als das durch Standort und Boden veränderte Chrysanthemum inodorum sey.].
Von der Matricaria Chamomilla unterscheidet sich das Chrysanthemum inodorum:
1) Durch den Mangel an Geruch.
2) Durch die einfachen Äste.
3) Sind die Blätter fast dreyfach-fiederspaltig: die Einschnitte keilförmig.
4) Sind die Blumen viel grösser.
5 ) Sind die Schuppen des Kelchs am Rande trocken.
6 ) Ist der Same unvollkommen dreykantig.
7) Ist der Befruchtungsboden innerhalb markig; nicht aber hohl.
Chrysanthemum.
Der Kelch halbkugelförmig mit dachziegelartig sich deckenden Schuppen, die am Rande trocken sind. Der Befruchtungsboden erhaben und nackt. Keine Samenkrone.
Chrysanthemum inodorum mit einem markigen, kegel- oder halbkugelförmigen Befruchtungsboden und fast dreyfach-fiederspaltigen Blättern, deren Einschnitte linienförmig sind.
(C. receptaculo inani conico vel hemisphaerico, foliis subtripinnatifidis, laciniis linearibus.)
Chrysanthemum (inodorum) foliis pinnatis multifidis, caule ramoso diffuso. Linn. Sp. plant. ed. 2. T. II. p. 1253. Roth. Flor. germ. T. I. p. 357. T. II. P. II. p. 319. Hoffm. Deutschl. Flor. P. I. p. 302.
Pyrethrum (inodorum) foliis sessilibus pinnatis capillaceo-multifidis, caule ramoso patulo, corona seminum Integra. Smith. Flor. britann. Vol. II. p. 900.
Matricaria inodora, receptaculis hemisphaericis, radiis patentibus, seminibus coronato-marginatis, squamis calycinis margine obsoletis. Linn. Flor. suec. 2. n. 763.
Chamaemelum inodorum annuum humilius, foliis obscure virentibus. Moris. hist. 3. p. 36. Raj. angl. 3 p 126.
Chamaemelum maritimum. Linn. Westgöta resa. p. 148.
Geruchlose Wucherblume, feinblättrige Johannisblume.
Wächst in ganz Deutschland und in mehrern Ländern Europens auf Ackern, Gartenland und Schutthaufen, wie auch am Seestrande und an den Ufern der Flusse.
Blühet vom Julius bis in den September. ☉
Die Wurzel stockartig mit Wurzelfasern besetzt.
Der Stengel. Gewöhnlich mehrere aus einer Wurzel, ein bis anderthalb Fuss hoch, ästig, leicht gefurcht, unten aus dem Braunen ins Purpurrothe fallend; der mittlere aufrecht; die übrigen aufwärtsgebogen. Die Äste einfach.
Die Blätter sitzend, wechselsweisstehend, fleischig: die untern fast dreyfach-fiederspaltig; die obern doppelt- und auch einfach-fiederspaltig; die Einschnitte linienförmig, kielförmig; die Mittelrippe oben erhaben, unten kielförmig.
Die Blumen zusammengesetzt, mit gelber Scheibe und weissem Strahle, einzeln an den Spitzen der Äste.
Der Kelch, Eine halbkugelförmige Blumendecke mit länglichen, dachziegelartig sich deckenden Schuppen, die am Rande und an der Spitze trocken sind.
Die Blumenkrone. Die zusammengesetzte strahlig, mit zahlreichen, röhrigen Zwitterkrönchen in der halbkugelförmigen Scheibe, und vierzehn bis fünfzehn weiblichen im Strahle.
Die besondere: bey den Zwitterblümchen trichterförmig, mit fünfspaltigem Rande: bey den weiblichen zungenförmig, länglich, dreyzähnig.
Die Staubgefässe. Bey den Zwitterblümchen fünf haarförmige Staubfäden, mit länglichen Staubbeuteln, die in eine Röhre verwachsen sind.
Der Stempel. Bey den Zwitterblümchen: ein länglicher, gefurchter Fruchtknoten, ein fadenförmiger Griffel, von der Länge der Staubgefässe; und zwey zurückgekrümmte Narben.
Bey den weiblichen: der Fruchtknoten länglich, zusammengedrückt; Griffel und Narbe wie bey den Zwitterblümchen.
Die Fruchthülle fehlend.
Die Samen. Bey den Zwitterblümchen einzeln, länglich, unvollkommen-dreykantig, auf der einen Seite erhaben, auf den beyden übrigen mit einer Furche begabt, oben vertieft und mit einem häutigen Rande versehen. Keine Samenkrone.
Bey den weiblichen so wie bey den Zwitterblümchen, aber etwas zusammengedrückt. Der Befruchtungsboden nackt, kegelförmig oder auch halbkugelförmig, mit lockerem Marke erfüllt.
Erklärung der Kupfertafel.
1. Ein fast dreyfach-fiederspaltiges Blatt vom untern Theile des Stengels.
2. Die Blumendecke mit dem nackten Befruchtungsboden, etwas vergrössert und
3. der Länge nach durchschnitten, wobey letzterer sich innerhalb markig zeigt.
4. Ein Zwitterblümchen vergrössert.
5. Die Staubgefässe eines Zwitterblümchens, stark vergrössert.
6. Der Stempel eines Zwitterblümchens, vergrössert.
7. Ein weibliches Blümchen, vergrössert.
8. Der Same eines Zwitterblümchens, stark vergrössert und
9. queer durchschnitten.