Acanthus mollis. Wahrer Bärenklau. Acanthaceae.
Name: Acánthus móllis L. Wahrer oder Weicher Bärenklau. Englisch: Soft bear's breech; französisch: Acanthe.
Namensursprung: Acanthus vom Griechischen αχανθως (akanthos) vom αχανθα (akantha) = Stachel, Distel, Dornstrauch. Die meisten Arten haben dornige Blätter. Mollis = weich, weil die Blätter dieser Art keine Dornen haben.
Botanisches: Acanthus mollis ist eine ausdauernde, krautartige Pflanze. Die Wurzel ist außen schwärzlich, innen weiß. Die sehr großen Wurzelblätter sind buchtig-fiederteilig, spitzeckig, glänzend und ohne Dornen. Der Stengel wird über 1 m hoch und trägt von der Mitte an in langer Ähre die Blüten und breite, dornig gezähnte Nebenblätter. Der Kelch ist ungleich vierspaltig, mit gegenüberstehenden kleineren Lappen. Die große, einlippige Blumenkrone ist weiß mit blaßrotem Rande. Die kurze Röhre verschließt ein Bart. Die große, dreilappige Unterlippe ist flach, aufrecht und breit. Behaart sind auch die einfächrigen Staubbeutel. Die Frucht ist eine eiförmige, zweifächrige Kapsel mit einsamigen Fächern. Heimat: Quarneroküste des früheren österreichischen Küstenlandes. Verwildert in Thüringen bei Pforta. Blütezeit: Mai bis Juli.
Geschichtliches und Allgemeines:
Das Acanthusblatt hat schon im Altertum in der Ornamentik eine große Rolle gespielt. Seit dem zweiten Drittel des 5. Jahrhunderts v. Chr. wurde es zur Bereicherung von Palmetten- und Rankenwerk verwendet. So findet man es in stilisierter Form an der korinthischen (zuerst von Kallimachos verwendet) und an den späteren römischen Säulen. Ob dabei nun unsere Pflanze oder andere Arten Pate gestanden haben, ist nicht so wesentlich.
Wirkung
Nach Dioskurides (Berendes, Des Pedanios Dioskurides Arzneimittellehre, 1902, S. 272.) dienen die Wurzeln als Kataplasma bei Brandwunden und Verrenkungen. Getrunken treiben sie den Harn und stillen den Durchfall. Von guter Wirkung sind sie bei Schwindsucht, inneren Rupturen und Krämpfen.
Matthiolus (Matthiolus, Kreuterbuch, 1563.) kennt dieselbe Verwendung. Er schreibt ferner: "Diß Kraut / wo man es haben kan / dienet sonderlich wol zu den weich Cristirn." Die zerstoßene oder gesottene Wurzel heilt bei Verwendung als Pflaster verrenkte Glieder und den Brand. Auch bei Podagra kann man es anwenden. Die Blätter verwendet er in einem Pflasterrezept, das Geschwülste erweichen soll.
Auch Weinmann (Weinmann, J. W., Phytanthoza iconographia, Bd. 1, S. 10, Regensburg 1737.) weist auf die trocknende, zerteilende und diuretische Kraft der Wurzel hin und berichtet, daß Dodonaeus sie in der äußerlichen Anwendung bei Verletzungen dem Symphytum vergleiche.
Geiger (Geiger, Handbuch der Pharmazie 1839.) schreibt: "Ehedem war die Wurzel und das Kraut, Radix et Herba Acanthi, Brancae ursinae verae, offizinell. Beide sind fast geschmacklos, aber sehr schleimig und wurden innerlich bei Durchfällen, gegen Blutspeien usw., äußerlich zu erweichenden Umschlägen gebraucht." Dragendorff (Dragendorff, Die Heilpflanzen d. versch. Völker u. Zeiten.) nennt Acanthus mollis als Mucilaginosum, Emolliens, bei Katarrh, Durchfall, Hämoptoe und zu Klistieren. Es ist eins der fünf erweichenden Kräuter.
Acanthus mollis enthält 9,4% Gerbstoff. In der Varietät Acanthus mollis latifolia konnten 12% Gerbstoff nachgewiesen werden. Hinsichtlich der Erhaltung der Fermente in Zubereitungen aus Acanthus mollis wurde festgestellt, daß Peroxydase, Oxydase und Katalase im "Teep"-Präparat erhalten waren, während in der homöopathischen Tinktur die Peroxydase nur schwach, die beiden anderen Fermente überhaupt nicht nachweisbar waren (Nach eigenen Untersuchungen; vgl. auch A. Kuhn u. G. Schäfer, Pharm. Ztg., 80, 1029, 1935.).
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Acanthus mollis ist bei Hämoptoe und Diarrhöe indiziert. Äußerlich kann es gegen Brandwunden und Podagra verwendet werden.
Angewandter Pflanzenteil:
Wie aus dem Abschnitt Wirkung ersichtlich ist, wurden Wurzel und Blätter angewendet. Das HAB. läßt die Essenz aus der frischen, blühenden Pflanze (ohne Wurzel) bereiten (§ 1). Dasselbe Ausgangsmaterial wird verwendet zur Herstellung des "Teep".
Erntezeit: Mai bis Juli.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
In der Homöopathie:
Maximaldosis:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.