Caulophyllum thalictroides. Blauer Hahnenfuß. Berberidaceae.
Name: Caulophýllum thalictroídes Michx. (= Leontice thal. L.). Blauer Hahnenfuß. Französisch: Cohosh bleu, la leontice; englisch: Blue cohosh, squaw root; Blueberry root, leontice, pappoose root, squaw root; italienisch: Caulofillo.
Namensursprung: Caulophyllum wird vom griechischen χανλ_ς (kaulós) = Stengel und φ_λλον (phýllon) = Blatt abgeleitet, da der Stengel das einzige, große Blatt trägt; thalictroides von Thalictrum = Wiesenraute, also wiesenrautenähnlich.
Botanisches: Die Pflanze besitzt, wie alle Leontice-Arten, kahles Kraut und ein knolliges Rhizom. Der aufrechte Stengel ist stielrund und etwa 30 cm hoch. Das gestielte Wurzelblatt ist dreifach-dreischnittig. Das Stengelblatt dicht unter der Traube ist ungestielt, doppelt-dreischnittig und täuscht daher drei quirlständige Blätter vor.
Die eiförmigen Abschnitte sind meist vollständig getrennt und durch drei bis fünf zugespitzte Einschnitte grob gelappt. Die Oberseite ist sattgrün, die Unterseite heller. Die aufrechte, etwas rispige Traube wird von zwölf bis fünfzehn Blüten gebildet. Ihre kleinen Deckblätter sind fast häutig. Die gelblich-grünen Blüten bestehen aus drei bis sechs kleinen Kelchblättern, sechs eilanzettlichen, drei- bis fünfnervigen Blumenblättern, die am Grunde ein Schüppchen tragen und deren Rand zurückgeschlagen ist und schmalen, nierenförmigen Drüsen. Der sehr kurze Griffel ist exzentrisch, die Narbe lineal. Die eiförmige bauchig aufgetriebene Kapsel, die seitlich aufreißt, enthält ein bis zwei kugelige Samen. Die Pflanze liebt schattige Gebirgsgegenden. Blütezeit: April bis Mai. Heimat: Nordamerika.
Geschichtliches und Allgemeines:
Bei den Indianern Nordamerikas ist die Wurzel schon lange als Heilmittel, besonders gegen Frauenleiden, im Gebrauch, worauf auch der amerikanische Name squaw root hinweist.
Wirkung
Die Wurzel wird in der englischen (Brit. Pharm. Codex, 1923, S. 297.) und amerikanischen (Potter, Mat. med., 1898, S. 216.) Medizin als Diuretikum, Emmenagogum und Anthelmintikum gebraucht; vorwiegend aber - da sie intermittierende Kontraktionen des graviden Uterus veranlassen und antispasmodisch wirken soll - als Uterusmittel bei mangelhafter Wehentätigkeit und spastischen Nachschmerzen, auch bei Dysmenorrhöe, spastischen Uterusschmerzen außerhalb der Menstruation und bei Schmerzen anderer Organe, die mit den Uterusaffektionen in Verbindung zu stehen scheinen.
Auch die Homöopathie (Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 319; Fr. Linß, in Mezger, Aus Lehre und Praxis der Homöopathie, ein Einführungslehrgang am Stuttgarter homöop. Krankenhaus 1936, Stuttgart 1937.) kennt Caulophyllum als gutes Frauenmittel.
Bei Gravidität wird auf die Gefahr der Auslösung einer Fehlgeburt aufmerksam gemacht (Hughes-Donner, Einf. i. d. hom. Arzneimittell., S. 109.).
Außerdem soll sie mit einigem Nutzen bei akutem Rheumatismus der Finger und Hände gegeben werden (Vgl. 2); Wizenmann, Heilung u. Heiligung, 1930, Bd. 4, S. 1368.).
Die Wurzel enthält u. a. ätherisches Öl; das früher Caulophyllin genannte Methylcytisin und 2 Saponine (Wehmer, Pflanzenstoffe, S. 327.).
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Caulophyllum thalictroides ist ein ausgezeichnetes Frauenmittel, das bei Unterleibsstörungen, insbesondere spastischer Art, und deren Reflexbeschwerden verordnet wird. Einzelindikationen sind: Menstruationsbeschwerden, insbesondere Dysmenorrhöe mit krampfartigen Schmerzen (häufig bei jungen Mädchen), falsche Wehen, Fluor albus und Prolapsus uteri. Besonders wird Caulophyllum auch zur Erleichterung der Geburt empfohlen. Witzel, Wiesbaden, gibt hier Caulophyllum im Wechsel mit Pulsatilla mehrere Wochen vor der Entbindung. Auch zum Austreiben der Nachgeburt wird es verordnet, und zwar in Ø-D 2. K. Bischoff, Berlin, hatte gute Erfolge mit Caulophyllum Ø im Wechsel mit Ambra, Cimicifuga, Ginseng, Phosphor und Arsen, bei Beschwerden der Wechseljahre, bei pastösen Blutern, nervenschwachen Frauen, besonders bei Frühjahrsmüdigkeit und Geschlechtsschwäche.
Nach W. Baumann hat sich bei Dysmenorrhöe eine Mischung von Caulophyllum thal. D 2 und Potentilla anserina D 1, drei- bis viermal täglich 5 Tropfen, gut bewährt. In sehr geringen Dosen wird es auch bei Neigung zu Abortus verordnet. (M. Flähmig schreibt hierzu: Bei Abortuserscheinungen im zweiten und dritten Monat sehr bewährt. Charakteristisch ist der Rückenschmerz über dem Nierenbecken.)
Als Wechselmittel wird Pulsatilla bevorzugt, doch werden auch Cimicifuga, Chamomilla, Lilium tigrinum, Trillium pendulum und Secale cornutum genannt. Sehr häufig ist auch die innerliche und äußerliche (Janz läßt das Kraut ½ Stunde lang auflegen) Anwendung bei Rheumatismus der kleinen Gelenke, insbesondere wenn die rheumatischen Affektionen durch Frauenleiden bedingt sind. Zu versuchen ist Caulophyllum außerdem noch bei Darmkolik, rheumatischen Kopfschmerzen, Lumbago, Kreuzschmerzen, Leib- und Brustschmerzen. Außerdem werden mir gute Resultate mit der Verordnung von Caulophyllum D 2-3 im Wechsel mit Secale corn. D 4 bei Keuchhusten mit Erbrechen und Nasenbluten mitgeteilt. Falkenhahn gebrauchte das Mittel in D 4 im Wechsel mit Sulfur D 2 auch bei blasenartigem Ausschlag und Flechten.
Angewandter Pflanzenteil:
In der medizinischen Literatur (Dragendorff, Potter, The Brit. Pharm. Codex usw.) wird nur die Verwendung des Wurzelstockes und der Wurzel erwähnt, folglich kommt für die Herstellung der Arzneimittel nur der frische Wurzelstock mit den Wurzeln in Betracht. Die homöopathische Urtinktur (§ 3) und das "Teep" haben den gleichen Ausgangsstoff.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
In der Homöopathie:
Maximaldosis:
Rezepte:
Zur Erleichterung der Geburt:
- Rp.:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.