Derris elliptica. Tabakpflanze. Papilionaceae (Dalberieae).
Name: Dérris ellíptica Benth. Tabakpflanze, Tubawurzel.
Namensursprung: Derris vom griechischen δ_ρρις (derris) = Fell, wegen der starken Behaarung, ellipticus = ellipsenförmig. Tabakpflanze nach dem indischen Namen Toewa oder Toeba labang.
Weiteres Vorkommen: Auf Sumatra u. Java.
Botanisches: Die Gattung Derris zählt etwa 40 Arten, meist strauchartige Kletterpflanzen, die fast alle im tropischen Asien heimisch sind. Derris elliptica ist eine große und derbe Liane, welche von den anderen Spezies dieses Geschlechts leicht zu unterscheiden ist durch Blüten, deren Blätter an der Außenseite seidenartig sind. Die Stiele sind braun behaart. Die Blätter sind lang gestielt und bestehen aus 9-13 dünnen, großen, seidenartig behaarten Fiederblättchen, welche 1-1 ½ cm lang, an dem Ende stumpf zugespitzt sind. Die Blütentrauben sind 2-3 cm lang und sehr locker. Die Blütenachse und die Blütenstielchen sind braun, wollig behaart und letztere 4-5 mm lang. Der Kelch ist sehr breit und seidenartig behaart. Die Krone ist hellrot, bisweilen weiß und rot gefärbt und 2 cm lang. Die Fahne ist rund und 1 ¼-1 ½ cm breit. Die Hülse der Frucht ist dünn und flach, 5-7 cm lang und 2 cm breit, mit erhabenen Nähten, von denen die oberste deutlich geflügelt ist. Die Frucht enthält ein bis drei Samen. Heimisch ist die Pflanze in Britisch Indochina und im Indischen Archipel. Dort wächst sie in Urwäldern, Gestrüpp, an Waldrändern und Flußufern. In den malaiischen Staaten wird sie auch kultiviert. Schon mehr als 1200 ha sind mit ihr bepflanzt.
Geschichtliches und Allgemeines:
Die Pflanze ist durch die unten angeführte Arbeit von N. Schmitt (Schmitt, N., Derris elliptica Benth., ein vegetabilischer und ungiftiger Insektizidlieferant, in Angewandte Botanik, XII, 1930, S. 453-463.) in Europa bekannt geworden.
Eine verwandte Art ist Derris uliginosa Benth. Beide Arten töten Hundeflöhe, Kückenläuse, Hausfliegen, Blattläuse, Kartoffelkäfer, sind aber unwirksam gegen Wanzen, Hühnermilben, Mehlkäfer und rote Spinnen. Die Wurzel wird am besten im Januar gesammelt. Die Wurzeln werden von den Eingeborenen ausgegraben, gesammelt und entweder an chinesische Händler oder an die Landleute verkauft. Die Gewinnung der insektentötenden Substanzen ist sehr einfach. Nachdem die Wurzeln von den erdigen Bestandteilen gereinigt worden sind, werden sie zerkleinert, gestampft und in Wasser eingeweicht. Das Einweichen geschieht mehrere Male und dient dazu, das Gift auszuziehen. Je länger sie im Wasser liegen, desto besser ist es. Schließlich wird noch Wasser zu dem Auszug zugesetzt und die Lösung ist fertig, um bei Pflanzen und Tieren durch Besprengung verwendet zu werden. Das Gift ist besonders auf Sumatra als Pflanzenschutzmittel beliebt, speziell für die Tabakblätter. Die Tabakpflanzer auf Sumatra verbrauchten im Jahre 1925 mehr als 10 000 kg Derris, 1926 15 000 kg Derris. Derrid ist billiger und zur Zeit auch beliebter als das Nikotin. Auch als Tierwaschmittel hat es sich durchgesetzt, weil es alle Tierschädlinge tötet, ohne das Tier selbst zu verletzen. Im nördlichen Sumatra, wo sich der Hauptmarkt (Medan) befindet, kostet das Kilo Derriswurzel 0,80 fl. (holländische Gulden). Eine lange Transportdauer soll den Wert der Wurzel nicht beeinträchtigen. Der Extrakt kann ein halbes Jahr und länger gelagert werden.
Wirkung
Schmitt (Schmitt, N., Derris elliptica Benth., ein vegetabilischer und ungiftiger Insektizidlieferant, in Angewandte Botanik, XII, 1930, S. 453-463.) berichtet, daß die Eingeborenen auf Java die Wurzel als Fischgift verwenden, jedoch sei inzwischen dieser Gebrauch durch gesetzliche Bestimmungen verboten. Die Wurzeln wurden in Wasser zu einem Brei zerquetscht, der in das Fischwasser gegossen wurde. Dieses färbte sich in ziemlich weitem Umkreise milchig. Der wirksame Bestandteil der Wurzel, das Derrid, ist in einer Menge von 2,5-3% darin enthalten. Ein Teil davon auf 5 000 000 Teile Wasser wirkt innerhalb weniger Minuten betäubend auf Goldfische. Beim Kauen schmeckt die Wurzel eigentümlich metallisch und schwach säuerlich-aromatisch und verursacht auf der Zunge nach etwa ½ Stunde eine stundenlang andauernde Betäubung, die sich bis in den Schlund fortsetzt. Auf Malakka dient ein mit Opium beschmiertes Stückchen der Wurzel, in die Scheide eingeführt, als Abortivum. Die Wirkung des Giftes besteht in einer allgemeinen Lähmung der Muskeln und kommt wohl dadurch zustande, daß die Nervenenden an den Muskeln außer Tätigkeit gesetzt werden, so daß jede willkürliche oder unwillkürliche Bewegung aufhört. Nach einiger Zeit oder rascher noch bei Verwendung größerer Giftmengen werden auch Gehirn und Rückenmark gelähmt.
Nach Merck (Mercks Jahresbericht XLVII, 1933, S. 158.) hat das wirksame Prinzip der Derriswurzel, das Rotenon, Bedeutung erlangt als Ausgangsmaterial für Mittel zur Bekämpfung der Pflanzen- und Forstschädlinge. Auch Hautparasiten der Haustiere lassen sich mit Derrispräparaten erfolgreich behandeln, wobei verschiedene Literaturstellen die insektizide Wirkung belegen. Auf die umfangreiche Literatur über die Anwendung als Insektenmittel, über Wertbestimmung und chemische Konstitution der Inhaltsstoffe kann hier nicht eingegangen werden.
Wie Merck (Mercks Jahresbericht XLVIII, 1934, S. 118.) weiter berichtet, hat man mit demselben Mittel bei richtiger Technik eine 100%ige Abtötung der Rinderdassellarven erreicht. Guten Erfolg hat man auch gegen Milben, z. B. bei Räude. Verwendet wurden dabei wäßrige Extrakte (24stündige Mazeration von 1 kg Derriswurzel mit 10 Liter Wasser, dem 250 g Schmierseife zugesetzt werden) oder fabrikmäßig hergestellte Präparate. "Schneider sah gute Erfolge bei Trichophytie des Rindes, und selbst in einem Falle, in dem die Infektion auf den Menschen übergegangen war, brachte die Anwendung des Mittels Heilung." Auf die Bedeutung des Rotenons für den Pflanzenschutz hat H. Krieg (H. Krieg, Zentralblatt f. Bakteriologie, II. Abtlg. 1934, Bd. 89, S. 475.) hingewiesen. Mit diesem Mittel behandelte Früchte und Gemüse können schon nach 2 Tagen genossen werden, da sich das Rotenon im Freien zersetzt und seine Giftigkeit verliert.
Nach Bock (Bock, Standesztg. dtsch. Apotheker 1934, Nr. 30, S. 588.) zeigt das Rotenon in folgender Zubereitung prompte Wirkung als wurmtreibendes Mittel: 2 g mit 30 g Ricinusöl verreiben, mit 10 g Gummi arab. und Wasser ad 200 g emulgieren.
In Untersuchungen über die Abtötung von Insekten durch Derris stellte Tischler (Tischler, J. econ. Entomol., 28, 215-20, 1935 (C. C. 1935.) fest, daß es vor allem auf die Respirationsorgane und als Kontaktgift durch Unterbindung des Sauerstoffaustausches wirkt. Andererseits wird es leicht bakteriell zersetzt.
Derriswurzel und Derrisextrakt verlieren durch 10tägiges Belichten mit Sonnenlicht etwa die Hälfte ihrer Wirksamkeit, während letztere durch Bogenlicht restlos vernichtet wird. Das Derriswurzelpulver hat nur etwa den vierten Teil der Wirksamkeit des reinen Rotenons (Jones, Gersdorff, Cambell and Sullivan, J. econ. Entomol., 26, 451-70, 1933 (C. C. 1933).).
Ein sehr ausführliches Referat über die Derrispräparate gibt Patzsch (Patzsch, Süddeutsche Apothekerzeitung 1934, Nr. 68, S. 627.). In der Wurzelrinde finden sich auch Fett, Gerbstoff und Farbstoffe. Rotenon ist wohl identisch mit Tubatoxin, Derrin, Derrid und Tubain (Wehmer, Pflanzenstoffe, 1929, I, 554.).
Anwendung:
Für die Verwendung in der Humanmedizin liegen bisher Nachrichten noch nicht vor.
Angewandter Pflanzenteil:
Alle Autoren nennen als verwendeten Pflanzenteil die Wurzel.
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.