Eucalyptus globulus. Fieberbaum. Myrthaceae.
Name: Eucalýptus glóbulus Labillardière. Eukalyptus, Fieberbaum, Blaugummibaum. Französisch: Eucalyptus, Gommier bleu de Tasmania, Arbre à la fièvre; englisch: Blue Gum-tree, fever-tree; italienisch: Eucalipto; dänisch: Feberträet; norwegisch: Febertre; polnisch: Rozdręb; russisch: Jewkalipt; tschechisch: Blahovičník.
Verbreitungsgebiet: Im Mittelmeergebiet vielfach kultiviert.
Namensursprung: Der Gattungsname Eucalyptus ist aus dem griechischen ε_ (eu) = gut und χαλνπτ_ς (kalyptós) = bedeckt zusammengesetzt, da die zu einem Mützchen verwachsenen Kronenblätter deckelartig abfallen; globulus ist die Verkleinerungsform vom lateinischen globus = Kugel. Fieberbaum bezieht sich auf die Verwendung des Eucalyptus globulus zur Trockenlegung der von der Anopheles-Larve als Malariaträgerin bewohnten Sümpfe.
Botanisches: Die Heimat des Fieberbaumes ist das südliche Australien und Tasmanien. Mit einer Höhe von 70 m und mehr gehört er zu den höchsten Bäumen der Erde.
Besonders in seiner Heimat wächst er außerordentlich schnell, 4-6 m im Jahr. Er hat ein weißes, sehr hartes Holz, das gegen Fäulnis sehr widerstandsfähig ist. Die jüngeren Zweige sind gelbgrün und vierkantig, die älteren gelbgrau und rund. Die Blätter sind je nach dem Alter der Zweige, an denen sie stehen, sehr verschieden geformt. Die an jüngeren Zweigen stehenden sind oval, mit herzförmigem Grunde sitzend und gegenständig. Die Spreite ist horizontal gerichtet. Die Länge beträgt 10-15, die Breite 6-10 cm. Am ausgewachsenen Baum dagegen sind die Blätter wechselständig, lanzettlich bis eilanzettlich, sichelförmig gekrümmt und lederig. Sie haben einen etwa 5 cm langen Stiel und werden 25 bis 30 cm lang. Durch eine Drehung des Blattstieles wird die Spreite so gestellt, daß sie senkrecht gerichtet ist. Besonders die jungen Triebe und Schößlinge sind dicht mit weißlichem Wachs überzogen. Die Oberfläche der älteren Blätter ist rauh und drüsig, ihre Farbe ist graugrün. Die Blüten stehen einzeln in den Blattwinkeln. Die vierkantigen, kreiselförmigen, grünen, mit weißem Wachs überzogenen Knospen öffnen sich dadurch, daß ein Deckel abfällt. Damit werden die zahlreichen Staubgefäße frei, die den Fruchtknoten umschließen. Die Fruchtkapsel ist kreiselförmig, etwa 2,5 cm hoch und oben ebenso breit. Sie hat zwei bis vier Fächer. Es entwickeln sich in ihrem unteren Teile zwei bis drei schwärzlich-braune runde Samen, die keimfähig sind. Oben entstehen keilförmige, aber nicht keimfähige Samen. Durch sein rasches Wachstum und den damit verbundenen großen Wasserverbrauch eignet sich der Fieberbaum ganz besonders dazu, Sümpfe auszutrocknen (Name). Mit gutem Erfolg hat man ihn deshalb in verschiedenen Mittelmeerländern angebaut.
Geschichtliches und Allgemeines:
Der Baum wurde im Jahre 1792 zuerst von Labillardière auf Tasmania entdeckt und beschrieben. In einer Schrift, die er bei der französischen Akademie der Wissenschaften einreichte, wies Grimbert darauf hin, daß der Baum geeignet sei, sumpfige Gegenden auszutrocknen und durch seine Ausdünstungen die Fieberluft tropischer Länder zu desinfizieren und ozonisieren. Den ersten wohlgelungenen Versuch machten die Engländer in der Kapkolonie. Ferner wurden namentlich die Moräste in der römischen Campagna, sowie andere Sumpfgegenden des Mittelmeergebietes aufgeforstet. Die Wirkungsweise ist dabei eine indirekte: da infolge des raschen Wachstums und des damit in Verbindung stehenden Wasserverbrauches der Wasserspiegel ziemlich rasch gesenkt wird, werden den Mücken die Brutplätze entzogen. Von einer mückenfeindlichen Wirkung durch die Ölausdünstungen kann nach Hegi keine Rede sein, da die Mücken oft in großen Schwärmen in sumpfigen Eucalyptuswäldern beobachtet worden sind. Nach Gildemeister ist der günstige Einfluß, den sein Anbau auf den Gesundheitszustand in den Malariagegenden ausübt, hauptsächlich auf die Trockenlegung der Sümpfe und weniger auf die durch den Ölgehalt der Blätter bedingten balsamischen Ausdünstungen zurückzuführen. Früher hat man aus der Fähigkeit des Eucalyptusbaumes, sumpfige Gegenden auszutrocknen, geschlossen, daß dementsprechend seine Blätter eine hohe Ausdünstung aufweisen müßten. Griffon zeigte jedoch in Versuchen, daß die Transpiration der Eucalyptusblätter im Vergleich zu heimischen Bäumen, wie Weide, Birke und Erle, nur die Hälfte bis ein Drittel beträgt. Die austrocknende Wirkung muß wohl hauptsächlich der Eigenschaft zugeschrieben werden, in sehr kurzer Zeit eine starke Belaubung zu produzieren. Folia Eucalypti wurden im vorigen Jahrhundert häufig gegen Wechselfieber, Kopfschmerzen und als Tonikum und Antiseptikum verwendet. Ebenso wurde die jetzt in Vergessenheit geratene Rinde als fieber- und fäulniswidriges, sowie als krampfstillendes Mittel gebraucht. Das Öl dieser Spezies wurde in größerer Menge zuerst in Südfrankreich, Algier und Kalifornien gewonnen und bildet erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts einen regelmäßigen Handelsartikel. Das sehr widerstandsfähige Holz wird zu Telegraphenstangen, Eisenbahnschwellen, Schiffskielen, Masten, Straßenpflaster usw, benutzt.
Wirkung
Das in den Blättern enthaltene ätherische Öl regt die Absonderung von Speichel, Magensaft und die Darmsekretion an und steigert den Appetit (Potter, Mat. med., S. 278.). In größeren Dosen wirkt es lähmend auf die Nervenzentren, senkt Blutdruck, Temperatur und Atemfrequenz (Marfori-Bachem, Lehrb. d. klin. Pharmak., S. 545.), verursacht Verdauungsstörungen, Erbrechen, Diarrhöe, Kreislaufstörungen, Herzschwäche und Kollaps (Pherson, Med. journ. of Australia 1925, Bd. 2, Nr. 4, S. 108.). Bei fortgesetztem Gebrauch reizt es die Stellen, durch die es ausgeschieden wird: Haut, Bronchialschleimhaut und Nieren, und erzeugt einen fieberhaften Zustand mit zerebralen Kongestionen wie auch konstitutionelle Störungen. In toxischen Dosen ist es ein narkotisches Gift, das u. U. Atemlähmung infolge direkter Beeinflussung des Respirationszentrums der Medulla verursacht (Siehe 1).). Auf der Haut ruft es heftig juckende Exantheme hervor (Touton, Beitr. Biol. Pflanz. 1931, Bd. 19, S. 1; vgl. auch über Eucalyptusdermatiden Galewsky, Dermatol. Ztschr., 12, H. 1, 1905.). Eucalyptus hat stark antiseptische, antifermentative, expektorierende und diaphoretische Kraft und gilt als wirksames Stomachikum; bei Malaria hält es Potter (Siehe 1.) für ein besseres Wiederherstellungsmittel als Chinin.
Außer gegen Intermittens kennen Bentley und Trimen (Bentley and Trimen, Medicinal Plants, Bd. II, S. 109, London 1880.) noch den Gebrauch als Antispasmodikum, Stimulans und bei Erkrankungen der Atmungsorgane wie Bronchitis, Asthma und Keuchhusten.
Auch Henschel berichtet von der Verwendung eines Eucalyptussirups bei Keuchhusten (Henschel, Dtsch. Ärzteztg. 1905, S. 4.).
Als desinfizierendes Wundmittel empfiehlt Grimbert (Grimbert, L'Eucalyptus globulus, son importance en Agriculture, en Hygiène et en Médicine, Paris 1870.) die äußerliche Verwendung der Blätter.
Im ätherischen Öl von Eucalyptus findet sich eine farblose, kampferartig riechende Flüssigkeit, das Eucalyptolum, welches im Wasser sehr wenig löslich, mit Weingeist, Äther, Chloroform, Terpentinöl und fetten Ölen mischbar ist (Hager's Handb. d. pharmaz. Praxis, Bd. I, S. 1213.).
Eucalyptolum wird innerlich und äußerlich zu Inhalationen und Einspritzungen bei Katarrhen und Entzündungen des Respirationstraktus und bei Asthma angewandt (Franck, Moderne Therapie in innerer Medizin und Allgemeinpraxis, S. 341.).
Bei den Eingeborenen Australiens gilt der Genuß der Eucalyptusblätter als gutes Prophylaktikum gegen Krebserkrankung, und in Spanien soll Eucalyptusextrakt in flüssigem Paraffin subkutan angeblich mit gutem Erfolge bei Krebsgeschwüren gebraucht worden sein (Wolff, Die Lehre von der Krebskrankheit, S. 162.).
In der brasilianischen Medizin (Guertzenstein, ärztl. Führer durch die brasilianische Pflanzenmedizin, S. 178.) wird das Mittel gegen Fieber und Katarrhe der Harnorgane verwendet. Weiter wird es als Grippeprophylaktikum und äußerlich gegen Rheumatismus und Neuralgien gebraucht.
Ausgedehnte lokale Verwendung findet das Öl von Eucalyptus alba in Indien, und zwar wird es bei Gesichtsreißen, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen bei Grippe, als muskelstärkendes Mittel und bei Wunden und Brandwunden benützt. Innerlich wird 1 Teelöffel voll der Blättertinktur (1 : 3) abends gegen Malaria genommen. In Verbindung mit Jatrorrhiza palmata und Cinchona ledgeriana wird Eucalyptus auch bei fieberhaften Diarrhöen gegeben (J. Kloppenburg-Versteegh, Wenken en raadgevingen betreffende het gebruik van Indische planten, vruchten enz., S. 50, 's-Gravenhage 1934.).
Verschiedentlich ist das Eucalyptusöl auch als Wurmmittel genannt worden, doch haben nach Chopra und Chandler (R. N. Chopra and Asa C. Chandler, Anthelmintics and their Uses, S. 150, London 1928.) Nachprüfungen ergeben, daß es hier nicht empfohlen werden kann.
Wie Schöttler, Wilhelmshaven, beobachtete, wurde eine diabeteskranke Frau (71 Jahre alt) durch versehentliches Verschlucken von etwa 20-30 g Eucalyptusöl völlig gesund. Eine Zeitlang nach dem Einnehmen war eine unangenehme Eucalyptusausdünstung zu bemerken.
In der Homöopathie (Schmidt, Lehrb. d. hom. Arzneimittell., S. 136; Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 446; Heinigke, Handb. d. hom. Arzneiwirkungsl., S. 252.) wird Eucalyptus (meist in der Urtinktur oder in niedrigen Verdünnungen) bei Malaria tertiana, perniziösem Tropenfieber mit typhösen Durchfällen, bei Grippe, Schnupfen, Kehlkopf- und Lungenkatarrh und Tuberkulose, ferner bei Dyspepsie und Unterschenkelgeschwüren gebraucht.
Als Inhaltsstoffe der Blätter werden u. a. angegeben: Gerbsäure, eine Harzsäure, eine Fettsäure, Harz, ätherisches Öl, und zwar dieses in frischen Blättern etwa zu 0,71% und in den getrockneten zu 1,2-3%.
Das Globulusöl enthält zu etwa 80% Cineol, ferner d-α-Pinen, Camphen und Fenchen, Valeranyl-, Butyl- und Capronaldehyd, Aethyl und Isoamylalkohol, Fettsäuren, Ameisensäure als Ester, Sesquiterpen, Eudesmol, Azulen, Globulol (Wehmer, Pflanzenstoffe, II, 1931, S. 850.).
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Eucalyptus globulus ist eines der besten Mittel zum Kupieren von Grippe und anderen Erkältungskrankheiten. Sehr gut werden auch die häufig mit Grippe auftretenden rheumatischen Affektionen (hier auch äußerlich Einreibungen mit der Tinktur und dem Öl) und Bronchialreizungen davon beeinflußt.
Als gutes Expektorans bewährte sich Eucalyptus bei allen Erkältungskrankheiten der Atmungsorgane wie Bronchitis, Lungenkatarrh, Tussis, Pertussis, Laryngitis, Rhinitis und bei Stirnkopfschmerz und Asthma. Sehr häufig wird auch Oleum Eucalypti zum Inhalieren gebraucht und mit bestem Erfolg zum Bestreichen der Nasenschleimhäute bei schwerer Stirnhöhlenentzündung.
Die bei Malaria angegebene günstige Wirkung müßte wohl nochmal nachgeprüft werden.
Von Nieren- und Blasenleiden sind es nach Otto Leeser besonders die langwierigen Nierenbeckenentzündungen und Nierentuberkulose, bei denen Eucalyptus erfolgreich zur Behandlung herangezogen werden kann. So beobachtete Totzauer, Klösterle, bei einer Patientin mit tuberkulöser Niere nach der Verordnung der Eucalyptustinktur das Schließen der eiternden Fistel. Die Patientin blieb gesund, ohne Beschwerden und konnte ihrer Arbeit wieder ungehindert nachgehen. Auch nach Pöllers und Donners Erfahrungen hält die Empfehlung bei Nierentuberkulose der Nachprüfung stand.
Schließlich wird das Mittel noch bei Diabetes mellitus, Gastropathien wie Gastroenteritis, Leber- und Gallenleiden, Arthritis urica (auch äußerlich zu Einreibungen) bei alten Geschwüren, Zahnfleischblutungen und -schmerzen verwendet. Baumann läßt bei Gonorrhöe Eucalyptusspülungen machen, während Finsterwalder das Mittel bei Metrorrhagie empfiehlt.
Als Wechselmittel bei fieberhaften Erkrankungen, speziell bei Grippe, sind Aconitum, Bryonia, Eupatorium perfoliatum und China beliebt.
Schematische Darstellung der Häufigkeit der Anwendung von:
** missing image **Angewandter Pflanzenteil:
Köhler gibt als pharmazeutisch wichtig die Rinde der jungen Zweige und die Stammrinde, die Blätter und das aus ihnen gewonnene Öl an. Potter nennt die Blätter von den älteren Teilen des Baumes, Marfori-Bachem das aus den Blättern gewonnene Öl.
Nach Zörnig und Thoms werden die getrockneten Blätter der älteren Zweige öfters als die Rinde, am meisten jedoch das aus den Blättern gewonnene Öl benützt.
Wie Hager schreibt, ist der Gehalt an ätherischem Öl in den getrockneten Blättern bedeutend größer als in den frischen. Ich fand in den frischen Blättern 0,73%, in den trockenen 2,19%. Im Bakterizidie-Versuch zeigten sich jedoch die frischen Blätter den trockenen überlegen. Ein Auszug aus den frischen Blättern tötet Staphylokokken nach sechs Stunden, aus trockenen erst nach 10 bzw. 15 Stunden.
Aus diesem Grunde bevorzuge ich als Ausgangsstoff die frischen Blätter derjungen Bäume. Hiernach richtet sich auch die Herstellung des "Teep". Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Getrocknete Blätter der älteren Zweige (§ 4).
Folia Eucalypti sind offizinell in Belgien, Frankreich, Holland, Italien, Japan, Jugoslawien, Portugal, Rumänien, Spanien, USA. und den latein-amerikanischen Staaten.
Oleum Eucalypti ist offizinell in Portugal.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
Maximaldosis:
Rezepte:
Bei Grippe und Bronchialkatarrh:
- Rp.:
Bei Asthma (nach Dinand):
- Rp.:
als intramuskuläre Injektion (nach Franck):
- Rp.:
Bei Lungentuberkulose (nach Villechauvaix):
- Rp.:
- Rp.:
Als Expektorans (Hisp.):
- Rp.:
Bei Malaria (nach Inverni):
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.