Justicia adhatoda. Acanthaceae.

Botanical name: 

Name: Justícia adhatóda (= Adhatoda vasica Nees). Echte Adhatode. Französisch: Noyer des Indes; englisch: Malabar nut.

Namensursprung: Die Gattung hat nach dem bekannten schottischen Gartenkünstler J. Justice ihren Namen; adhatoda ist der einheimische Name des Baumes.

Botanisches: Justicia adhatoda ist ein Strauch oder kleiner Baum bis zu 6 m Höhe. Die aschgraue Rinde ist ziemlich glatt. Die jungen Triebe sind flaumig. Die länglichelliptischen Blätter sind lang gestielt, etwa 10-20 cm lang und 3-6 cm breit, stumpflich-zugespitzt, ganzrandig, oberseits kahl, unterseits flaumig behaart. Die Blüten stehen in langgestielten Ähren, die in den oberen Blattachseln gegenständig und meist länger sind als die Blätter. Die Kelchzipfel sind lanzettlichzugespitzt. Die Blumenkrone ist weißlich und etwa 3 cm lang. Die vorn abgestutzte oder ausgerandet-zweispaltige, eilängliche Oberlippe ist stark gewölbt. Die Zipfel der Unterlippe sind länglich, die seitlichen stehen fast vertikal. Der Mittelzipfel ist am Grunde rot geadert. Die Kohle aus dem Holz des Baumes wurde gern zur Herstellung von Schießpulver verwendet. Heimat: Ostindien.

Geschichtliches und Allgemeines:

In Indien spielt Justicia adhatoda schon lange als Heilmittel bei Erkrankungen der Respirationsorgane - vom einfachen Katarrh bis zu chronischer Bronchitis, Asthma, Pneumonie, Schwindsucht - eine große Rolle. So heißt es auch in der Ayurveda, daß kein Kranker, der an Husten, Schwindsucht oder Hämatemesis leide, zu verzweifeln brauche, so lange dieses Mittel vorhanden sei. Nach der Ayurveda soll es weiter u. a. auch bei Lepra und Fieber wirksam sein.

Wirkung

Khory (Khory, R. N., Materia Medica of India, Bd. II, S. 464.) beschreibt die Droge als expektorierend, antispasmodisch und alterierend. Nach ihm werden die Blüten und Wurzeln gegen Wechselfieber, Rheumatismus, Verstopfung, Asthma, chronische Bronchitis und andere Brustleiden angewandt. Die Wurzel könne als Senegaersatz gebraucht werden. Auch die Blätter würden oft gegen Asthma gebraucht.

Auch O. C. Dutt (Dutt, O. C., Indian Annals of Med. Science 1865, Bd. X, S. 156.) berichtet von guten Erfolgen bei Katarrh, Bronchitis und Phthisis.

Der Blättersaft soll sich ferner bewähren bei Diarrhöe und Dysenterie, Fomentationen der Blätterabkochung bei neuralgischen und rheumatischen Beschwerden (Bose, K. N., The Materia Med. and Therapeutics of Indian Drugs, Teil I, S. 160.).

Wie Dragendorff (Dragendorff, Die Heilpflanzen d. versch. Völker u. Zeiten, S. 617.) berichtet, werden die Blätter in ihrer Heimat auch als Fischgift und insektenvertreibendes Mittel benützt.

Nach Stauffer (Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 542.) wirkt das Mittel gut bei allen Erkältungsschnupfen, die die Tendenz haben, von oben nach unten stetig fortzuschreiten bis in die Bronchien. Auch Keuchhusten soll günstig beeinflußt werden, ebenso Grippekatarrh mit heftigen Stirnkopfschmerzen.

Heinigke (Heinigkes Handb. d. hom. Arzneiwirkungslehre, S. 335.) kennt die gleichen Indikationen.

Die Pflanze enthält das Alkaloid Vasicin, über das eine Reihe chemischer Arbeiten vorliegt. Eine von Ghose, Krishna, Narany und Rây (Ghose, Krishna, Narany and Rây, J. chem. Soc. (London) 1932, S. 2740.) aufgestellte Formel wurde von Späth, Kuffner und Platzer (Späth, Kuffner u. Platzer, Ber. dtsch. chem. Ges. 1935, Bd. 68, S. 497.) als falsch ermittelt. Späth und Mitarbeiter (Späth u. Kuffner, Ber. dtsch. chem. Ges. 1934, Bd. 68, S. 868; Späth, Kuffner u. Platzer, l. c., 1935, S. 935.) konnten die Identität des Vasicins mit dem Peganin aus der Steppenraute, Peganum harmala, einer ebenfalls arzneilich verwendeten Pflanze, sicherstellen. Die endgültige Konstitution dieser Substanzen geben Späth und Platzer (Späth u. Platzer, l. c., 1936, Bd. 69, S. 255.) an. In der homöopathischen Urtinktur wurde 1,8% Gerbstoff gefunden. Saponin konnte nicht nachgewiesen werden (Nach eigenen Untersuchungen.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Justicia adhatoda wird gelobt bei Erkältungsschnupfen, bei Laryngitis, Bronchitis, Grippekatarrhen, Krampf- und Reizhusten, Pertussis, Heuschnupfen, Asthma und Nebenhöhlenkatarrh (nur in leichteren Fällen) auch mit Fieber. Bei Stirnkopfschmerz direkt über der Nasenwurzel im Anschluß an Koryza oder Siebbeinerkrankungen gab Pöller, Gevelsberg, Justicia adhatoda D 3, drei- bis viermal täglich 5 Tropfen, im Wechsel mit Mercur. solub. D 6, viermal täglich 1 Messerspitze, mit günstigem Ergebnis.

Gelegentlich wird Justicia auch bei Magenkatarrh mit Obstipation, bei Rheuma, Gicht und Steinbeschwerden genannt.

Angewandter Pflanzenteil:

Dragendorff, Wehmer und Stauffer nennen als verwendet die Blätter. Auch das HAB. gibt die frischen Blätter zur Bereitung der Essenz an.

Das "Teep" wird ebenfalls so gewonnen.

Dosierung:

Übliche Dosis:
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,025 g Fol. Justiciae adhatodae.)

In der Homöopathie:dil. D 3, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:Nicht festgesetzt.


Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.