Matico. Piper angustifolium. Piperacea.

Botanical name: 

Name: Piper angustifólium Ruiz et Pavon (= P. elongatum Vahl, = Arthanthe elongata Miq., = A. granulosa Miq.). Matico.

Namensursprung: Erklärung zu Piper s. Cubeba; angustifolium = schmalblättrig. Der Name Matico ist peruanischen Ursprungs, die Droge soll nach einem spanischen Soldaten Matico benannt worden sein, der ihre blutstillende Eigenschaft durch Zufall kennenlernte. Daher wurde die Pflanze auch Yerba oder Palo del Soldato genannt. Diese Geschichte wird in verschiedenen Gegenden von Südamerika erzählt und wird nicht nur auf unsere Pflanze bezogen.

Botanisches: Piper angustifolium ist ein Strauch von über 2 m Höhe. Seine knotigen, runden, fast purpurroten Stengel sind etwa 3 mm dick, die jüngeren weichhaarig und tragen wechselständige, kurzgestielte, länglich-lanzettliche Blätter von etwa 10 cm Länge und 3 cm Breite, die am Grunde unsymmetrisch abgerundet oder herzförmig sind. Sie sind fast lederartig, oberseits warzig-rauhhaarig, unterseits weich behaart und am Rande fein gekerbt. Die Blüten, die zwittrig sind, stehen in schlanken, walzlichen Ähren. Eine Blütenhülle fehlt, Staubgefäße zwei bis vier, Fruchtknoten einer. Die Frucht ist nur so groß wie ein Mohnsamen. Die Heimat der Pflanze sind die feuchten Wälder Süd- und Mittelamerikas. Blütezeit: Juli und September.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die erste gute Abbildung der Pflanze bringen Ruiz und Pavon, ohne jedoch ihre blutstillende Wirkung zu erwähnen. In Nordamerika wurde die Droge seit 1827 von den Ärzten verordnet. Nachdem Mérat und de Lens sich 1832 schon eingehend mit ihren Wirkungen beschäftigt hatten, wurde sie 1839 in England durch den Arzt Jeffreys aus Liverpool in den europäischen Arzneischatz eingeführt. In Deutschland wurde sie 1842 durch Martius bekannt. Verwechslungen mit den Blättern des im ganzen tropischen Amerika einheimischen, in der Wirkung ziemlich ähnlichen Piper aduncum L. sind öfters vorgekommen. Der Name Matico ist einer ganzen Reihe von Pflanzen beigelegt, deren Blätter kaum von den echten zu unterscheiden sind. Gilg und de Candolle untersuchten alles ihnen zugängliche Pflanzenmaterial und fanden es von sechs verschiedenen Pflanzen herrührend. Dementsprechend schwanken auch die Inhaltsangaben. Der früher gefundene Maticokampfer ist z. B. in dem jetzt üblichen neuen Maticoöl nicht enthalten. Vielleicht sind hierdurch auch die Schwankungen in der Wirkung zu erklären.

Wirkung

In der amerikanischen Medizin (Potter, Handb. of Materia Medica, Pharmacy and Therapeutics, 1898, S. 370.) werden die Maticoblätter als aromatisches Stimulans und Tonikum, ferner als Aphrodisiakum, Wundheilmittel und Hämostyptikum verwendet. Schleimhautkatarrhe der Urogenitalorgane wie Gonorrhöe, Leukorrhöe, chronische Cystitis usw. und Epistaxis, Menorhagie, Hämorrhoiden, Hämoptyse und andere Hämorrhagien wurden erfolgreich mit ihnen behandelt.

Auch in Europa dienen sie als Adstringens und finden bei Cystopathien und Gonorrhöen Anwendung (Thoms, Handb. d. pr. u. wiss. Pharm., Bd. V, S. 651.). Das in den Blättern vorhandene ätherische Öl enthält Asaron (Kobert, Lehrb. d. Pharmokother., S. 372.).

Die Befunde über die Bestandteile des Öles sind noch nicht einheitlich. So konnte Thoms (Thoms, Arch. Pharm. 1934, 242, S. 328; ders., Apoth.-Ztg. 1904, 19, S. 771; ders., Pharm. Ztg., 49, S. 811; ders., Arch. Pharm. 1909, 247, S. 591.) einmal auch Dillapiol und Petersilienapiol nachweisen, in anderen Untersuchungen dagegen nur Asaron, Cineol (10%) und Kohlenwasserstoffe. Ältere Angaben nennen in den Blättern außerdem den Bitterstoff Maticin, eine krist. Säure "Artanthinsäure" und Gerbstoff (Wehmer, Die Pflanzenstoffe, S. 198.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Matico ist ein gut wirkendes Hämostyptikum, das vorwiegend äußerlich (auch als Matico "Teep" in Pulverform), z. B. bei Blutegelnachblutungen und Schnittwunden, seltener innerlich (Hämaturie, Hämoptoe, Epistaxis, Uterushämorrhagien) verordnet wird.

Weiter eignet es sich zur Behandlung von Cystitis und Gonorrhöe (hier läßt Reuter, Greiz, neben der Lokalbehandlung einen Tee von Matico und Uva ursi trinken).

Einheitliche Wechselmittel werden nicht genannt.

Angewandter Pflanzenteil:

Alle Autoren (Potter, Bentley und Trimen, British Pharm. Codex, Dragendorff, Thoms, Schmidt u. a.) führen nur die Verwendung der Blätter an. Getrocknete Blätter läßt auch das HAB. benutzen (§ 4). Dieselbe Droge wird auch zur Herstellung des "Teep" genommen, solange frische Blätter nicht erhältlich sind.

Folia Matico sind offizinell in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, in Griechenland, Portugal und Rumänien.

Dosierung:

Übliche Dosis:
2-8 g des Pulvers (Brit. Pharm. Codex);
0,5-2 g im Aufguß (Hager).
1-2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung "Teep" bis dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Fol. Matico.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei Lungen- und Darmblutungen, Blasenkatarrh und Gonorrhöe:

Rp.:
Fol. Matico . . . 30
D.s.: 1 Teelöffel voll zum heißen Aufguß mit 1 ½ Glas Wasser. Tagsüber schluckweise trinken.
(Teezubereitung: Der Extraktgehalt des im Verhältnis 1 : 10 heiß bereiteten Tees beträgt 1,5% gegenüber 1,2% bei kalter Zubereitung. Der Aschengehalt des Extraktes beträgt 0,33% bei heißer und 0,29% bei kalter Herstellung. Die Peroxydase ist in der kalten Zubereitung nicht mit Sicherheit nachzuweisen, in der heißen Zubereitung ist die Reaktion negativ. Geschmacklich war kein großer Unterschied festzustellen. Es schien uns, als ob der kalt bereitete Tee aromatischer schmeckte. Ein im Verhältnis 1 : 50 bereiteter Tee ist noch trinkbar. Ein Teelöffel voll wiegt 2,1 g. Auf Grund dieser Ergebnisse wird der Tee zweckmäßig heiß bereitet.).
Rezepturpreis ad chart. etwa -.57 RM.

Oder (nach Hager):

Rp.:
Tinct. Matico . . . 15
Sirupi sacchari . . . 85
D.s.: Eßlöffelweise zu nehmen.
Rezepturpreis etwa 1.12 RM.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.