Spigelia anthelmia. Wurmkraut, Loganiaceae.

Botanical name: 

Name: Spigélia anthélmia L. (= Anthelmintia quadriphylla). Wurmkraut, Wurmtreibende Spigelie. Französisch: Spigélie, Brinvilliers; englisch: Demerara pink-root, annual worm grass.

Weiteres Vorkommen: Tropisches Südamerika.

Namensursprung: Die Gattung hat den Namen nach Adrianus Spigelius erhalten, einem bekannten Anatomen und Chirurgen, der im 17. Jahrhundert in Padua lebte und verschiedene botanische Werke veröffentlichte; anthelmia in bezug auf die wurmtreibende Wirkung.

Botanisches: Die einjährige Pflanze mit eiförmigen, fiedernervigen Blättern ist in Westindien und im tropischen Amerika beheimatet. Ihre endständigen Blütenstände mit kleinen rötlichen Blüten werden von einem viergliedrigen Blattquirl gestützt. Die Pflanze ist nur im frischen Zustande sehr giftig, da das in ihr vorkommende Alkaloid sich sehr rasch zersetzt.

Geschichtliches und Allgemeines:

Den Eingeborenen Südamerikas sind die anthelmintischen Eigenschaften der Spigelia schon lange bekannt. Die Engländer lernten den Gebrauch durch die Caraiben kennen, und im Jahre 1748 stellte Brown Versuche damit auf den britischen Besitzungen in Amerika an. Noverre, Arzt in Martinique, bestätigte später die ausgezeichnete wurmwidrige Wirkung der Pflanze. Auf den Antillen wurde der ausgepreßte Saft der Pflanze und die gepulverten Blätter verwendet. Besonderer Beliebtheit erfreute sich ein Syrupus Spigeliae anthelmiae und die sogenannte Limonade von Brinvillier. Letzteren Namen führte die Pflanze auch auf den Antillen, da es hieß, daß die Giftmischerin Marquise von Brinvilliére, welche zu Zeiten Ludwig XIV. lebte, sich dieser Pflanze häufig bedient haben sollte. Auch die Neger benutzen die frische, sehr giftige Pflanze, deren Ausdünstung schon schädlich wirken kann, um aus Rachsucht Tiere oder Menschen zu vergiften.

Wirkung

In ihrer Heimat findet die Pflanze als Anthelmintikum Anwendung (Dragendorff, Die Heilpfl. d. versch. Völker u. Zeiten, S. 532.). Sie enthält namentlich in frischem Zustande das giftig wirkende, amorphe, flüchtige Alkaloid Spigeliin (Boorsma, Meded. Lands. Platent., 18, 17, 1896; 31, 134, 1899.) und verursacht, in größeren Dosen genossen, Vomitus, dilatierte Pupillen, Dyspnoe und Konvulsion (Potter, Handb. of Mat. med., Pharm. a. Therap., S. 449.).

Die verwandte Species, Spigelia marilandica, deren Wurzel in Portugal und Mexiko offizinell ist, gilt ebenfalls als Wurmmittel, doch waren die Ergebnisse der tierexperimentellen Untersuchungen so ungünstig, daß nach Chopra und Chandler (R. N. Chopra and Asa C. Chandler, Anthelmintics and Their Uses, S. 106, London 1928.) der Gebrauch kaum empfohlen werden kann.

Für die Homöopathie wurde Spigelia von Hahnemann (Hahnemann, Reine Arzneimittell., 2. Aufl., Bd. V, S. 16.) geprüft, wobei sich die deutlichsten Wirkungen am Auge und am Herzen zeigten. Sie wird von homöopathischen Ärzten mit großem Erfolg bei Neuralgien, insbesondere Supraorbitalneuralgien, und rheumatischen Herzaffektionen angewandt. So hatte Fleischmann (Gumpendorfer Hospital in Wien) gute Erfolge bei "rheumatischer Karditis" (Hughes-Donner, Einf. i. d. homöop. Arzneimittell., S. 199.). Auch bei heftigen skrofulösen Augenentzündungen der Kinder mit Lichtscheu und starker Ciliarneuralgie und bei Angina pectoris wird sie angewandt.

Stauffer (Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 893.) beobachtete Heilung eines Falles, bei dem jahrelang jeder Spaziergang eine Stenokardie veranlaßte. Als charakteristisches Symptom für die Anwendung von Spigelia werden stechende, schießende und reißende Schmerzen genannt.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Spigelia wird als Wurmmittel wegen seiner Giftigkeit in Deutschland nicht angewendet. Dagegen ist es in der Homöopathie sehr beliebt bei sonstigen Leiden. Man gibt es hier gern bei Herzaffektionen nach Gelenkrheumatismus. Demnach zu verordnen bei rheumatischer Karditis, Peri- und Endokarditis nach Gelenkrheumatismus, Erkrankungen des Myokards, Herzschmerzen und - stiche bis in den linken Arm ausstrahlend, Herzdilatation, Tachykardie, ferner bei Angina pectoris, Herzneurosen (besonders bei Frauen mit dem Gefühl, als höre das Herz jeden Augenblick auf zu schlagen), Herzklopfen und -schwäche.

Sehr gut reagieren nach homöopathischer Ansicht Nervenschmerzen jeder Art auf Spigelia. So ist sie ein erprobtes Mittel bei Neuralgien, insbesondere Ziliar- und Trigeminusneuralgie (Donner, Berlin, nennt postsinusitische Supraorbitalneuralgie), Migräne, heftigen Kopfschmerzen, nervösen Zahnschmerzen und Beschäftigungsneurosen. Bei den meisten der genannten Leiden zeigte sich angeblich eine ausgesprochene linksseitige Wirkung von Spigelia.

Schematische Darstellung der Häufigkeit der Anwendung von:

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Weiter wird Spigelia bei Augenleiden (Augenlidzuckungen, Schielen, Lichtscheu, skrofulöser Augenentzündung) angewandt. Zuletzt wären noch Stirnhöhlenkatarrh, trockener Husten, Atemnot, Gicht mit brennenden Schmerzen und Knoten an den Händen und Füßen als selten angewandte Indikationen zu nennen. Als Wechselmittel bzw. Kombinationsmittel werden Colchicum, Crataegus, Cactus grandiflorus und Kalmia bevorzugt.

Angewandter Pflanzenteil:

Dragendorff und Thoms geben als verwendet die ganze getrocknete Pflanze an.

Das HAB. läßt zur Bereitung der Tinktur das getrocknete Kraut verwenden (§ 4). Zur Bereitung des "Teep" wird ebenfalls das getrocknete Kraut verwendet, solange frisches nicht zur Verfügung steht.

Dosierung:

Übliche Dosis in der Homöopathie:

1 Tablette der Pflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich;
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 1% Pflanzensubstanz eingestellt d. h. 1 Tablette enthält 0,0025 g Hb. Spigeliae.)
dil. D 2-4.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt, doch cave zu große Dosen.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.