Erigeron canadensis. Kanadisches Berufskraut. Compositae.

Botanical name: 

Erígeron canadénsis L. Kanadisches Berufskraut. Französisch: Vergerette du Canada, herbe d'erigeron; englisch: Horseweed, butterweed, blood stanch, Canada fleabane, colt's tail, pride weed; italienisch: Saeppola, impia; dänisch: Kanadisch Bakkestjerne; polnisch: Przymiotno; russisch: Kotyk; schwedisch: Binka; tschechisch: Turan kanadský; ungarisch: Küllörojt.

Verbreitungsgebiet: Jetzt auf der ganzen Erde eingebürgert.

Namensursprung: Erigeron ist bei Dioskurides der Name für Senecio vulgaris und setzt sich zusammen aus dem griechischen !X!ρι (géri) = früh und γ_ρων (géron) = Greis (also Baldgreis) unter Bezugnahme auf die bald nach dem Blühen erscheinende weiße Haarkrone der Früchte; canadensis bezeichnet Canada als die ursprüngliche Heimat der Pflanze. Der Name Berufskraut deutet auf die ursprüngliche Verwendung der Erigeronarten gegen das "Berufen, Behexen" hin.

Volkstümliche Bezeichnungen: Wohl mit Hinweis auf ihre fremde Herkunft heißt die Pflanze im Nahegebiet Franzosestengel. Auf den hohen, zähen Stengel und auf den unangenehmen Geruch beziehen sich wilde Hampf (Thurgau), Stinkkraut (an der Mosel), Widerruf (Jena), Hexebese (Aschaffenburg).

Botanisches: Die ein- und zweijährige, bis 100 cm hohe Pflanze mit dünner Wurzel, aufrechtem, bis zum Blütenstand einfachem, dann stark verzweigtem Stengel besitzt kurz behaarte, lineal-lanzettliche Blätter und gelblichweiße, in endständiger Rispe vereinigte Blüten. Das in Nordamerika heimische Berufskraut begnügt sich mit jedem Boden, sogar mit Baggersand, und ist deshalb heute auch auf der ganzen Welt anzutreffen (Kosmopolit). Gräbner berichtet von der großen Widerstandsfähigkeit dieser Art bei Grasbränden. Nach ihm soll sie die Grasbrände ohne jeden Schaden überstanden haben, während alle anderen Pflanzen eingingen. Blütezeit: Juli bis Oktober.

Geschichtliches und Allgemeines:

Das aus dem nördlichen Amerika stammende, jetzt allgemein in Europa verbreitete Erigeron canadensis wird zum erstenmal im Katalog des botanischen Gartens von Blois im Jahre 1655 aufgeführt. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts ist die Pflanze in fast ganz Mitteleuropa zu finden. In der homöopathischen Literatur wird sie zuerst von Birnstill 1853 genannt.

Wirkung

In Nordamerika wird Erigeron gegen Ruhr, Diarrhöe und als wundheilendes Mittel gebraucht (Dragendorff, Die Heilpflanzen d. versch. Völker u. Zeiten, 1898, S. 663.).

Nach Potter (Potter, Mat. med., S. 277.) steht das Erigeronöl in gutem Rufe als Hämostatikum, insbesondere bei Hämorrhagien und passiven intestinalen Blutungen, z. B. bei typhösen Fiebern. Auch bei Hämoptyse ohne Fieber oder andere klar erkennbare Ursache der Reizung sei es ein sehr wertvolles Mittel. Der British Pharm. Cod. (Brit. Pharm. Cod., S. 733.) bezweifelt allerdings diese Wirkung.

Wilson (Wilson, Amer. journ., April 1855.) empfiehlt auch Erigeron philadelphicum gegen Uterusblutungen.

Auch in der Homöopathie (Schmidt, Lehrb. d. hom. Arzneimittell., S. 135; Hale, Allgem, hom. Ztg. 1934, S. 128.) wird Erigeron canadensis als blutstillendes Mittel bei Meno- und Metrorrhagien mit Blasen- und Mastdarmreizung, Nasenbluten, Lungenbluten bei Phthise, Darmblutungen und Blutungen nach Zahnextraktionen geschätzt.

Stauffer (Stauffer, Hom. Taschenbuch, S. 227.) gibt auch noch Lumbago und rheumatisches Hüft- und Gliederweh als Indikationen an.

Linß (Frieda Linß, in J. Mezger, Aus Lehre und Praxis der Homöopathie, S. 280, Stuttgart 1937.) berichtet von einer Patientin, die zweimal an Gallensteinen operiert worden war und die seit 1 ½ Jahren wieder an Leberbeschwerden litt. Außerdem hatte die Patientin ein Uterusmyom und litt plötzlich an sehr starken Blutungen. Durch die Verordnung von Erigeron D 3 kam die Blutung zum Stillstand, und weiter erklärte sie, daß alle Schmerzen der Leber, die sie jahrelang gequält hätten, verschwunden seien. Auch sechs Monate später bestand der gleiche gute Befund.

Die Pflanze enthält ätherisches Öl mit Limonen, Dipenten, d-α-Terpineol und anscheinend dessen Methyläthylacetat (Gaponenkow, Chem. J. Ser. B. J. Angew. Chem. (russisch) 1933, 6, 1111 (C. C. 1934.) sowie Gerbsäure und Gallussäure (Wehmer, Pflanzenstoffe, II, 1931, 1218.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Erigeron canadense wird bei Blutungen verordnet. Man verordnet es bei Metror- und Menorhagien, auch im Klimakterium, bei Blasenblutungen mit Blasen- und Mastdarmreizung, Hämoptoe, Hämorrhagien des Intestinaltraktus, Epistaxis, Zahnfleischblutungen und gegen blutende Hämorrhoiden. Besonders gelobt wird das Mittel bei Uterushämorrhagien mit hellrotem Blut. So konnte Janke eine Patientin, die seit 14 Monaten an Gebärmutterblutungen litt, nachdem Hamamelis und Melilotus erfolglos geblieben waren, mit Erigeron und Secale cornutum in einigen Tagen heilen. Zu versuchen ist es ferner bei Rheuma und nach Funke bei Dysurie und Brustbeklemmung.

Als Wechselmittel können u. a. Tormentilla und Capsella bursa pastoris gewählt werden. J. Schmitz empfiehlt als "nie versagendes" Mittel bei Uterusblutungen noch folgenden Komplex: Arnica D2, China D2, Erigeron D 1, Geran. D 1, Hamamelis Ø, Millefolium Ø, Secale cornutum D 3, Bursa pastoris D 2, Ustilago Ø und Trillium pendulum Ø aa .

Angewandter Pflanzenteil:

Dragendorff nennt das Kraut und die Frucht unter gleichen Indikationen. Potter erwähnt die blühende Pflanze, The Brit. Pharm. Codex das aus dem Kraute hergestellte Öl, Geiger das Kraut mit den Blumen und Samen, Herba cum Floribus et Seminibus Erigerontis canadensis.

Für die Bereitung der Arzneimittel ist die frische, blühende Pflanze ohne Wurzel (Sammelzeit: Juli bis Oktober) am geeignetsten. Demgemäß wird auch das "Teep" hergestellt. Die homöopathische Urtinktur nach dem HAB. hat den gleichen Ausgangsstoff (§ 3).

Dosierung:

Übliche Dosis:
1,8 g des Öles (Potter).
1 Tablette der Frischpflanzenverreibung "Teep" dreimal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 10% Pflanzensubstanz eingestellt, d.h. 1 Tablette enthält 0,025 g Erigerontis.)

In der Homöopathie:

dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.