Eriodictyon glutinosum. Yerba santa. Hydrophyllaceae.
Name: Eriodíctyon califórnicum (Hook. et Arn.) Greene (= E. glutinosum Benth. = Wigandia californica Hook. et Arn). Yerba santa. Englisch: Bear's weed, comsumptive's weed, mountain balm; italienisch: Eriodictio.
Namensursprung: Eriodictyon von _ριον (erion) = Wolle und δ_χτνον (diktyon) = Fangnetz, wegen der dicht verfilzten Haare auf der Blattunterseite; glutinosus = klebrig, wegen der durch harzige Ausscheidungen klebrigen Blattoberseite. Yerba santa = heiliges Kraut, wohl in bezug auf das große Ansehen, dessen sich die Pflanze als Arzneimittel erfreut.
Botanisches: Der immergrüne, 1-1,5 m hohe Strauch ist häufig auf trockenen Hügeln Kaliforniens anzutreffen. Er trägt wechselständige, ungeteilte, scharf zugespitzte, unregelmäßig gezähnte, lederartige Blätter, die an der Oberseite harzig glänzen, unterseits silbrig behaart sind, und vielblütige Wickel in Straußrispen mit violetter oder weißer, trichterförmiger Blumenkrone. Seine Früchte sind zweifächrige Kapseln.
Geschichtliches und Allgemeines:
Das Eriodictyon liefert die Droge Herba Santa, Folia Eriodictyonis, Yerba Santa, beer weed, Mountain peach oder balm, holy herb, die in Mexiko und Kalifornien schon lange ein beliebtes Hustenmittel ist. Die Blätter werden bei Bronchialkatarrh und Asthma wie Tabak geraucht. Ehedem fand die Droge auch viel Verwendung in Europa, während sie heute mehr in den Vereinigten Staaten gebräuchlich ist.
Wirkung
In ihrer Heimat wird die Pflanze, wie früher auch in Europa (Ewald, Arzneiverordnungslehre, 13. Aufl., Berlin 1898, S. 405.) gegen Bronchitis und Asthma, als Diuretikum und Antigonorrhoikum benützt (Dragendorff, Die Heilpfl. d. versch. Völker u. Zeiten, S. 601.). Potter (Potter, Handbook of Mat. Med., Pharm. a. Therap., S. 277.) bezeichnet sie als "sehr wirksam bei Husten".
Die u. a. ätherisches Öl und Eriodictyol enthaltende Droge (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 474.) hat die Eigenschaft, die Geschmacksempfindung für bittere Stoffe aufzuheben (Lewin, Berl. klin. Wschr. 1894, Nr. 28.), und ein aus der Droge bereiteter Sirup macht die Zunge für den unangenehmen Nachgeschmack von Chinin, Filixextrakt unempfindlich (Meyer, Pharm. Ztg. 1905, Nr. 82.).
Fantus, H. A. Dyniewicz und J. M. Dyniewicz (Fantus, Dyniewicz, H. A., and Dyniewicz J. M., Journ. of the American Pharm. Association 1933, Bd. 22, Nr. 4, S. 323.) stellten fest, daß ein in den Blättern enthaltenes Resinoid Träger dieser den Geschmack für bittere Substanzen aufhebenden Eigenschaft ist. Entbittert werden aber nur ziemlich geringe Mengen bitterer Stoffe. Außerdem wird nur basischen Stoffen die Bitterkeit genommen, sauer reagierenden aber nicht. Die Herabsetzung der Empfindlichkeit gilt auch im begrenzten Sinne für die Bronchialschleimhäute. Ähnlich wie durch Grindelia robusta wird die Empfänglichkeit für bestimmte Asthmaallergene herabgesetzt.
Von den Homöopathen (Clarke, A Dictionary of Materia Medica, S. 712; Heinigkes Handb. d. hom. Arzneiwirkungsl., S. 250.) wird das Mittel hauptsächlich bei Bronchialkatarrh auf phthisischer Grundlage, bei Husten, welcher nach Influenza zurückbleibt und bei Asthma, welches durch Schleimauswerfen erleichtert wird, verwendet.
An Inhaltsstoffen werden außer den bereits genannten u. a. noch erwähnt: Harz, Eriodictyonon (= Homoeriodictyol), Ameisensäure, Essigsäure und Tannin (Wehmer, Pflanzenstoffe, II, 1931, 1015.).
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Eriodictyon wirkt expektorierend und wird (infolge seiner Beeinflussung der Empfindlichkeitsnerven) vorzugsweise bei allergischem Asthma+) angewandt. Weiter wird es bei Bronchialkatarrh und nach Influenza zurückgebliebenem Husten gegeben. Bei Phthisis (meist als Folge von häufiger Bronchitis) mit Fieber und Abmagerung lobt Gablick eine Kombination von Eriodictyon und Myosotis sehr. Schließlich kann das Mittel auch bei Entzündungen der Harn- und Genitalorgane gute Dienste leisten.
+) Beispiel für die Anwendung: Wotzka ("Therapie der Gegenwart" 1936, Heft 3) berichtet von einem Fall von schwerem Asthma bronchiale, der in der medizinischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses zu Allerheiligen in Breslau behandelt wurde. Die Patientin wurde im schweren Status asthmaticus mit Emphysem-Bronchitis und myokardialer Insuffizienz eingewiesen. Das Leiden hatte sich von Jahr zu Jahr verschlechtert und war in der Klinik, da die Patientin diese in regelmäßigen Abständen besonders in den Frühjahrs- und Herbstmonaten aufsuchte, als therapeutisch kaum beeinflußbar bekannt. Es wurde nun folgende neue Medikation versucht: In zehntägigen Abständen wurden Injektionen von 1 ccm Acirufan (Ameisensäure mit kolloidem Gold) verabreicht, worauf die paroxysmale Atemnotanfälle aufhörten und bis jetzt ein anfallsfreies Dauerstadium von etwa drei Monaten erreicht werden konnte. Gleichzeitig wurde die Kapillarbronchitis und das sekundäre Emphysema pulmonum mit einer Kombination von Yerba santa Oligoplex und Santa Flora behandelt, wobei intermittierend Cetraria islandica Oligoplex verabfolgt wurde. Der Erfolg war ausgezeichnet, so daß in etwa drei Wochen bei dieser peroralen Medikation die Bronchitis bzw. Bronchiolitis völlig abgeklungen war. Gegen die bestehende Herzinsuffizienz wurde mit dem gewünschten Erfolge Scilla "Teep" 0, dreimal täglich eine Kapsel, gegeben. Seit der Entlassung aus der Klinik haben sich bei der Patientin nie mehr die geringsten asthmatischen Beschwerden gezeigt.
Angewandter Pflanzenteil:
Nach Potter sollen die Blätter verwendet werden.
Thoms und Hager sagen, daß die Droge aus den getrockneten Blättern der Pflanze bestände, denen aber viel Stengelteile beigemengt seien.
Nach Clarke und Heinigke ist die Essenz aus der ganzen, frischen Pflanze herzustellen.
Das "Teep" wird aus der frischen Pflanze ohne Wurzel gewonnen. Das HAB. gibt dasselbe Ausgangsmaterial an (§ 3).
Dosierung:
- Übliche Dosis:
In der Homöopathie:
Maximaldosis:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.