Guajacum. Pockholz. Zygophyllaceae.
Name: Guajácum officínale L. Guajakholzbaum, Pockholz. Französisch: Gayac, gaïac; englisch: Guajacum; dänisch: Pokkenholt, Pokkenträ, Guajakträ; italienisch: Guaiaco; norwegisch: Pokkenholt; schwedisch: Guajakharts; polnisch: Gwajak; russisch: Bakaulowoje dierewo; tschechisch: Guajak léčivý.
Weiteres Vorkommen: äquatoriales Südamerika.
Namensursprung: Guajacum (Guajac, Hujacum, Hoaxacan) ist der hispanisierte indianische Name des Baumes.
Botanisches: Der 13 m hohe Baum mit ausgebreiteter Krone wächst an trockenen Orten Südamerikas und Westindiens. Die gegenständigen, immergrünen, lederartigen Blätter sind kurz gestielt, zwei- (wohl auch drei-) paarig gefiedert. Die gegenständigen Blättchen sind eiförmig-länglich, stumpf und ganzrandig. Die Blüten stehen zu sechs bis zehn in ansehnlichen Dolden auf 2 cm langen Blütenstielen. Der Kelch ist fünfblätterig, ebenso die Krone. Farbe der Kronenblätter blaßblau. Die Blüte hat zehn Staubgefäße und einen zweifächerigen Fruchtknoten mit einem Griffel und einer Narbe. Die Frucht ist eine Kapsel.
Geschichtliches und Allgemeines:
Den Indianern soll das Guajakholz schon vor der Entdeckung Amerikas als Heilmittel bekannt gewesen sein. Nach Delgado wurde das Holz schon 1508 nach Spanien gebracht und erlangte unter den Bezeichnungen Lignum sanctum, Lignum vitae und Lignum benedictum als antisyphilitisches Mittel bald großes Ansehen. In Deutschland veröffentlichten Nicolaus Poll (1517), Leonhard Schmaus (1518) und Ulrich von Hutten (1519) Abhandlungen über die Heilwirkung der neuen Droge, Besonders zu ihrer Kenntnis und Verbreitung trug wohl Huttens Schrift bei, der sich 1518 selbst einer Guajakkur unterworfen hatte. Monardes, der das Holz Guajacan oder Lignum indicum nennt, gibt genau die Art an, wie es gegen die Syphilis verwendet werden müsse. Anton Musa Brasavola (1545) beschreibt bereits drei Sorten Guajakholz, um 1560 kultivierte der Apotheker Peter Coutenber den Baum in Antwerpen. Außer gegen Syphilis fand das Holz und auch die Rinde Anwendung gegen Skrofulose, Gicht, Rheuma und bei gestörter Menstruation. Das Guajakharz wurde wohl erst viel später, vermutlich zuerst von englischen Ärzten, verwendet. 1760 machte Emerigon eine neue Bereitung bekannt als "Amerikanisches Spezifikum" gegen Gicht und Podagra. In Lettland wird die Tinct. Guajaci gegen Kopfschmerzen genommen.
Technisch wird das äußerst zähe und harte Holz viel zu Tischler- und Drechslerarbeiten gebraucht. Das Lignum Guajaci als Drogenmittel stammt meist von den Abfällen der Drechslereien. Das im Harz enthaltene Öl wird wegen seines teeoder veilchenartigen Geruches zu Parfümeriezwecken verwandt.
Wirkung
Die hautreinigende Wirkung des Guajaks kannte schon Paracelsus (Paracelsus Sämtl. Werke, Bd. 3, S. 411, 488, 490.), der es bei Pusteln empfahl.
Nach Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 54.) "thut es (das Holz, Verf.) treffenlich hilff wider die Frantzösische Krankheit" und wird auch gegen langwierige Gliederschmerzen, Zipperlein, Leber- und Milzverschleimung, äußerlich gegen "böse Schäden", wie überhaupt als kräftigendes Hydrotikum und Diuretikum angewandt.
"Das Frantzosen-Holtz ist itzt fast durch die ganze Welt bekannt, und man findet es aller Orten in den Apotheken," schreibt Weinmann (Weinmann, Phytanthoza iconographia, Regensburg 1742, Bd. III, S. 73.) 1742. Im übrigen sind ihm dieselben Anwendungsweisen bekannt wie Matthiolus.
v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 718.) rühmt das Guajakholz gegen Krankheiten, "die von einer Schärfe und Verdorbenheit des Geblüts kommen", wie Gliederschmerzen, katarrhalische Zustände, Hydrops, Kachexie, Krätze, namentlich aber gegen die Syphilis, und erwähnt, daß der berühmte Florenzer Arzt Joh. Bapt. Fabri es "das große Mittel seines Hospitals" genannt habe.
Bei Syphilis, in allen chronischen, rheumatischen und gichtischen Krankheitsformen, bei Asthenien des lymphatischen und Drüsensystems und bei chronischen Hautausschlägen verwendet Hecker (Hecker, Pract. Arzneimittell., 1814, Bd. 1, S. 675.) das Guajakholz zur Unterstützung der Hauptkur. Er schreibt zwar mit Recht: "Man muß nicht mit einigen Neuren glauben, daß die Wirksamkeit dieses Holzes allein im Harze liege", doch haben viele seiner Zeitgenossen das bequemer verwertbare, wenn auch für die Behandlung der Syphilis fast wirkungslose Resina Guajaci dem Holze vorgezogen, so u. a. Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 76, 131, 135, 140, 160, 166, 185, 192, 197, 206, 223, 255 u, a.), der es häufig anwenden ließ.
Clarus (Clarus, Handb. d. spec. Arzneimittell., 1860, S. 1037.) verordnete Lignum Guajaci bei chronischen Rheumatismen, insbesondere torpider, skrofulöser Patienten, bei alten syphilitischen Leiden, bei Skrofulose namentlich der Haut, bei Neurosen gichtischrheumatischen Ursprungs und infolge Unterdrückung von Sekretionen und schließlich bei Menostasie und gestörtem Hämorrhoidalfluß torpider Individuen.
Morries (Morries, Rev. méd., Januar 1850.) sah äußerst rasche Erfolge der Guajakholz-Behandlung bei akuter Tonsillitis, nachdem er vorher ein Emetikum angewandt hatte.
Die gleiche Indikation gibt Potter (Potter, Mat. med., 1898, S. 297.) an, der das Holz außerdem bei neuralgischer Dysmenorrhöe, Amenorrhöe, chronischem Rheumatismus, Gicht, Lumbago und Ischias empfiehlt.
Kobert (Kobert, Lehrb. d. Pharmakother., S. 267.) ist der Ansicht, "daß Holzteegemische (deren Bestandteil Lign. Guajaci ist) zur Unterstützung der Quecksilberschmierkur sich mit Vorteil auch noch heute verwenden lassen, falls der Patient dabei im Bett liegt".
In der Homöopathie (Schmidt, E., Lehrb. d. hom. Arzneimittell., S. 152.) wird Guajacum bei schmerzhaften Affektionen der Gelenke, Schleimhäute und serösen Häute gebraucht, also bei: chronischem Rheumatismus mit starken Schweißen, konstitutioneller Gicht mit Tophi, Gelenksteifigkeit und Sehnenverkürzungen, Tonsillitis rechts mit Trockenheit und Stechen im Halse, Pharyngitis follicularis, pleuritischen Schmerzen, auch bei Phthisis im letzten Stadium in der linken Spitze, mit stinkendem, eitrigem Auswurf.
Stauffer (Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell.) erwies es sich besonders nützlich bei Pleurodynie und Pleuritis sicca, wenn Verdacht auf Tuberkulose bestand, ebenso bei kariösen Zahnschmerzen. Er verwandte nur die niederen Verdünnungen. Nach ihm wird Guajacum auch als Prophylaktikum bei Angina und bei luetischen Knochenschmerzen empfohlen.
Die im Holz bzw. in der Rinde enthaltenen Saponinsubstanzen (Wehmer, Pflanzenstoffe, S. 601.) (5-6%) reizen in kleinen Dosen die Schleimhäute, regen die Speichel- und Schleimdrüsen an und fördern die Nierentätigkeit ((Vgl. 9).).
Lignum Guajaci steigert auch die Tätigkeit der Haut und des Darmkanals und fördert dadurch den organischen Stoffwechsel überhaupt ((Vgl. 6).). Größere Dosen bewirken Gastroenteritis mit Flatulenz, Kolik und Diarrhöe; sie sollen die Menstrualblutung verstärken und Herzklopfen, Eingenommensein des Kopfes und Schwindel hervorrufen. Auch masernartige Exantheme wurden danach beobachtet (Lewin, Nebenwirkungen d. Arzneimittel, S. 383.).
Außer Saponinen enthält Guajakholz das Guajakharz (bis 25%) mit Guajakosäure, Guajakharzsäure, ätherischem Guajaköl, Vanillin u. a. ((Vgl. 12).).
In neuerer Zeit fanden Bauer und Gerloff (Bauer u. Gerloff, Arch. f. Pharm. 1936, Nr. 8, S. 474.) in der Rinde Oleanolsäure.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Lignum Guajaci ist ein Rheuma- und Syphilismittel. In erster Linie wird es bei Rheumatismus, Gelenkgeschwülsten und -schmerzen als wenn die Sehnen zu kurz wären, Sehnenentzündung, Arthritis urica, auch Knochengicht und Gicht der Hände, und luetischen Knochenschmerzen verordnet.
Weiterhin wird es als Adjuvans bei Syphilis viel gebraucht, ebenso bei Gonorrhöe, Skrofulose, Psoriasis (hier im Wechsel mit Berberis aquifolia), übelriechenden Schweißen und Auswurf.
Als drittes wichtiges Indikationsgebiet für die Verordnung des Guajakholzes sind die Erkrankungen der Respirationsorgane, besonders im Anfangsstadium, wie Anginatonsillaris, Pharyngitis, Lungenerkrankungen mit viel eitrigem Sputum, Pleurodynie und Pleuritis sicca zu nennen. Auch bei Tuberkulose wird Guajacum empfohlen.
Seltener ist die Anwendung bei Blasen- und Nierenleiden. Hier wird es nach Becker, Berlin, als "Teep" im Wechsel mit Acid. benzoic. bei Cystitis gegeben und bei Exanthemen durch Harnsäure.
Außerdem empfiehlt noch Wittlich Guajacum bei Bruchanlage und Junge lobt es bei Wachstumsschmerzen.
Als "Blutreinigungsmittel" wird Guajacum gern im Teegemisch mit Liquiritia, Sassafras und Ononis spinosa verschrieben. Bei Gicht und Rheuma wird auch ein Teegemisch mit Equisetum arvense, Juniperus und Fol. Betulae empfohlen.
Angewandter Pflanzenteil:
Paracelsus spricht vom Guajaköl.
Matthiolus läßt das geraspelte Holz verwenden.
v. Haller erwähnt das Holz und das Harz.
Nach Hecker werden Holz und Rinde verwendet.
Geiger führt Holz, Rinde und Harz an.
Hufeland nennt das Harz und "Guajakalkohol".
Clarus erwähnt nur das Holz, Buchheim Holz, Rinde, Harz, Potter Harz und Rinde und Clarke nur das Harz, ebenso wie Rademacher.
Dragendorff wieder führt Holz, Rinde und Harz an.
Kobert erwähnt nur die Rinde und Lewin Rinde und Harz.
Hahnemann läßt verwenden "die weingeistige Auflösung dieses zum größten Teile aus Harz bestehenden Saftes".
Als Ursubstanz gibt das HAB. an: Das freiwillig austretende oder durch Ausschwelen gewonnene Harz aus dem Kernholz des Baumes (§ 4).
Das "Teep" wird aus der Rinde und dem Holz hergestellt.
Lignum Guajaci ist offizinell in allen Staaten mit Ausnahme von Frankreich, Ungarn, Jugoslawien, Holland, Schweden, Finnland, Dänemark, Belgien, Vereinigte Staaten von Nordamerika.
Resina Guajaci ist offizinell in Österreich, Schweiz, Italien, England, Spanien, Portugal, in lateinisch-amerikanischen Pharmakopöen, Kroatien, Serbien.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
In der Homöopathie:
Maximaldosis:
Verträglichkeitsprüfung am Gesunden:
6 Prüflinge nahmen auf meine Veranlassung Guajacum "Teep" D 2-0 (je 3 Tabletten). "Teep" D 2 und D 1 machten keine
Erscheinungen. Nach "Teep" 0 trat bei einer Prüfungsperson am nächsten Tage ein urtikariaähnlicher Ausschlag im Gesicht
auf, der am übernächsten Tage wieder verschwand.
Rezepte:
Als Unterstützungsmittel bei Rheuma, Gicht und Syphilis:
- Rp.:
1 Teelöffel voll wiegt 4,6 g. Für 1 Glas Tee sind 2-3 Teelöffel zu verwenden.)
Oder:
- Rp.:
Rheuma-Latwerge (nach Dorn):
- Rp.:
Zur Blutreinigung Species depurativae (Helv.):
- Rp.:
Bei Syphilis:
- Rp.:
Bei Gicht und Rheumatismus (nach Bischoff):
- Rp.:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.